Die Sprache der Gutachter

Nur Mut, es gibt keine dummen Fragen.
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reallyangry
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Re: Die Sprache der Gutachter

Ungelesener Beitrag von reallyangry » Do 15. Jan 2015, 10:05

Hallo Agnes,
Du kannst diese niedergeschriebenen Worte nur zerpflücken, auf die Widersprüche im Gutachten verweisen und sie hinterfragen und (hoffentlich) dadurch eine Richtigstellung fordern/erwirken.
Iss fertig zerpflückt und demnächst (heute oder morgen nachmitag) auf dem Weg zum Sozialgericht. Mir brummt der Schädel, Flasche leer.
Mein Partner hat das "Zerpflückte" gestern gegengelesen und für "gut" befunden. Bleibt abzuwarten, was das SG / Versorgungsamt damit macht.
Lass deinen Frust weiterhin hier raus, du musst daran nicht ersticken
Iss ehrer in Richtung "Diesen Schwachsinn muss man veröffentlichen" und das bereitet mir viel Vergnügen. Kaputt(er) macht mich das über diesen Schwachsinn nachdenken, formulieren und eintippen.
LG
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(Paul Watzlawik, Philosoph und Psychotherapeut, 1921-2007)

agnes
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Re: Die Sprache der Gutachter

Ungelesener Beitrag von agnes » Do 15. Jan 2015, 16:21

Hallo reallyangry :umarm:

Ich kann dich soooo gut verstehen :jaa:

Genau so hätte auch ich mich dahintergeklemmt und bis zum Umfallen mich dran gesetzt, um das klar/richtig zu stellen.

Und ich darf dir verraten :fluestern: ich habe es auch mehrfach getan, gezwungenermaßen tun müssen.

Jedoch gestehe ich, dass ich bei meiner Richtigstellung zum Gutachten, welches anschließend ans SG ging, Hilfe und Unterstützung durch meine Hausärztin hatte, die das Gutachten aus ärztlicher Sicht zerpflückte, es mit Randbemerkungen und diversen Äußerungen spickte und darin die Widersprüchlichkeit anprangerte und offen hinterfragte.

Während meiner nunmehr 30 jährigen Krankengeschichte (am 6.2.1985 begann alles durch einen unverschuldeten Verkehrsunfall) musste ich über Jahre schmerzlich lernen, dass zur Begutachtung aufgefordertes oder zur (Mit)Entscheidung gebetenes/medizinisches/behördliches Personal (manchmal sollte man sie besser Fachidioten nennen) gerne sich ihr eigenes Bild schnitzen, ob es dem Krankheitsbild des zu beurteilenden Patienten/Menschen angepasst ist oder nicht, ob man einem Patienten/Menschen in seinem Leid dabei sitzen oder fallen lässt, es ist ihnen egal.
Wichtig nur, sie haben nicht viel Arbeit und stoßen auf keinen Widerstand, so ist ihre Arbeitswelt in Ordnung.

Unzählige Widerspruchsschreiben habe ich zwangsläufig verfassen müssen.
Es hat mich über Jahre nur selbstsicherer im Umgang mit den zuständigen Institutionen werden lassen und auch selbstbewusster meine Rechte offen einzufordern und auch wahrzunehmen.

Mein Leitspruch: "Wer im Recht ist, soll auch Recht erhalten und es soll Recht gesprochen werden, wenn es rechtens ist!"

Auch wenn es viel Kraft kostet/gekostet hat, ich tue (habe es getan) immer wieder aufs Neue FÜR MICH und nur für mich.

So kann ich mir täglich auch ohne Skrupel im Spiegel begegnen und sagen, das war gut und richtig, du musst dich von niemanden unterbuttern lassen, auch du hast eine Würde die es zu respektieren gilt!

Ein weiterer Leitspruch: " Verloren habe ich bereits schon, ich kann nur noch gewinnen!"

Also kämpfe ich und wehre mich, für meine Belange.

Sei auch du stolz auf dich, dass du die mentale Kraft und den Mut aufgebracht hast, das Gutachten zu zerpflücken und es richtig zu stellen. :respekt:

Wenn jetzt gerade auch die "Flasche leer" scheint, du dich ausgelaugt fühlst, es wird dir aber ein Stück Zufriedenheit und Stolz hinterlassen, dich für dich eingesetzt und gewehrt zu haben :ic_up:

Ich wünsche von Herzen, dass die zuständigen Institutionen dir Gehör schenken und deiner Richtigstellung Aufmerksamkeit entgegenbringen, dich als Mensch und Patient wahrnehmen und dein/e Anliegen würdigen.

Etwas Kraft habe ich heute noch über, also schicke ich sie dir. Fülle die leere Flasche in dir auf :koepfchen:

Sei lieb gegrüßt und umarmt :umarm: von agnes
Der Dumme spricht, ohne vorher zu denken.
Der Kluge denkt, bevor er spricht.
Aber nur der Weise weiß, wann er besser schweigen sollte.
(Günter Leitenbauer)

Ich gebe mit meinen Beiträgen lediglich meine persönlichen Erfahrungen weiter. Sie gelten nicht als Rechtsberatung.

Hier geht es zu meinem alten Thread: viewtopic.php?f=6&t=5468

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reallyangry
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Re: Die Sprache der Gutachter

Ungelesener Beitrag von reallyangry » Do 22. Jan 2015, 07:33

Hier ein weiteres Beispiel zur "Sprache der Gutachter":
Angeschuldigt, die Gesundheitsstörungen hervorgerufen zu haben, wurde ihre Lehrtätigkeit bzw. Aufenthalt im Unterrichtsraum , …

Hier der geschickt versteckte Hinweis, ich sei wohl krank geworden, weil ich als Lehrerin tätig war. Dieser Beruf muss wohl krank machen, da er anstrengend ist und der Umgang mit Schülern zwangsläufig zu einer Gesundheitsgefährdung führen muss.

Korrekt müsste es heißen:
Angeschuldigt wurden die möglicherweise in der Innenraumluft vorhandenen gesundheitsgefährdenden Schadstoffe in Raum ... . Daraus ergibt sich ein völlig anderer Sachverhalt, dem man nachgehen sollte.

Und das nennt sich "wissenschaftliches Gutachten". Ich weiß jetzt auch, warum Mediziner (Chemiker, Biologen, Ingenieure), die in den USA studieren nicht mehr Deutsch als Fremdsprache lernen müssen, damit sie in dieser Sprache verfasste Texte studieren können.
Das war einmal und deutsche Wissenschaft ist auf der internationalen Bühne schon etwas länger nicht mehr gefragt
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