Hallo Johanna!
er hat eine mittelschwere Depression festgestellt.
Ist das ein Grund für eine Krankschreibung?
Selbstverständlich ist eine Depression ein Grund für eine Krankschreibung. Bzw. wirst Du ja nicht krank
geschrieben, Du
bist krank und der Arzt bescheinigt Dir Deine Arbeitunfähigkeit.
Auch psychische Erkrankungen sind Krankheiten, die einen Menschen unter Umständen noch viel mehr beeinträchtigen können als viele körperliche Erkrankungen. Ich weiß leider sehr genau, wovon ich rede, da ich mich seit vielen Jahren immer wieder mit depressiven Episoden herumquäle und inzwischen 8 mal in der Klinik war, u.a. mit der Diagnose "mittelgradige depressive Episode" mal 12 Wochen und einmal 7 Wochen am Stück...
Depressionen stehen auch im ICD 10, der "Internationalen Klassifikation der Krankheiten.
http://www.dimdi.de/static/de/klassi/di ... 30-f39.htm
F 32.-, mittelgradige ist F 32.1. Sind die Depressionen wiederkehrend wie bei mir, zählt es unter F 33.-
Also habe keine Bedenken und lasse Dir Arbeitsunfähigkeit bescheinigen, wenn es Dir nicht gut geht und Du Dich nicht in der Lage siehst, zu arbeiten! Ich habe lange Zeit trotz schwerster Depressionen gearbeitet (im Kindergarten, wo ich nicht so

herumlaufen konnte, obwohl ich ich so gefühlt habe) und funktioniert, mir nichts anmerken lassen, keep smiling

, bis eines Tages der totale Zusammenbruch kam.
Einen Rat möchte ich Dir geben. Versuche, jeden Tag raus- und spazieren zu gehen (oder Walking oder ähnliches), Tageslicht tanken, bewegen, auch wenn es schwer fällt. Aber es ist unglaublich hilfreich. Meine Psychiaterin hatte mich zu Jahresanfang dazu verdonnert, dass ich mich jeden Vormittag bei ihr in der Praxis melden muss, damit ich rausgehe . Das hieß vom Montag bis Freitag täglich 2 km Fußmarsch hin, 2 km zurück. Ich habe das fast 3 Monate durchgezogen, bis sie dann in Urlaub ging, ich schaffe es aber jetzt alleine. Ich habe sie in den ersten Wochen so manches Mal insgeheim verflucht, wenn ich mich morgens aus den Bett quälen und da hinlaufen musste, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir gut tut, es kam das Bedürfnis nach mehr und ich habe mit Nordic Walking angefangen, konsequent dreimal pro Woche 6,3 km um den hannoverschen Maschsee. Und mir geht es bezüglich der Depressionen schon einige Monate gut, trotz der umfassenden körperlichen und kognitiven Probleme, die durch meine Neuroborreliose bedingt sind.
Ich hätte nie gedacht dass Bewegung draußen so viel bringen kann, ich war zu Jahresanfang noch schwerst depressiv, war bis 2 Tage vor Weihnachten zur Krisenintervention in einer psychiatrischen Akutklinik, total antriebslos und apathisch, habe dort außerhalb der Therapien nur im Bett gelegen und gar nichts getan. Mein Mann hat in den Weihnachtsferien hier den kompletten Haushalt gemacht, sich ums Kind gekümmert, weil bei mir gar nichts ging....

Wenige Monate später hab ich (im Rahmen meiner durch die körperliche Krankheit eingeschränkten Möglichkeiten) wieder aktiv am Leben teilgenommen und tue es immer noch.
Geschafft habe ich das durch die regelmäßige Bewegung draußen, nicht grundlos gehört Bewegung (Spaziergänge, Walken, Laufen) zum Grund-Therapieprogramm in jeder psychiatrischen/psychotherapeutischen Klinik.
Ich kann Dich wirklich nur ermutigen, es auszuprobieren. Aber nicht überfordern, am Anfang reichen 10 Minuten.
Ein wichtiger Faktor ist halt auch das Tageslicht, selbst an einem trüben Wintertag bekommt man draußen deutlich mehr Licht ab als in der Wohnung. Zur Behandlung von Depressionen wird u.a auch
Lichttherapie eingesetzt.
Wenn Du irgendwelche Fragen hast, ruhig immer stellen, hier beißt niemand!

Mich kannst Du z.B. vieles zum Sozialrecht fragen, nur mit ALG 1 und Hartz 4 kenne ich mich nicht aus, hier gibt es aber auch User, die Fragen dazu beantworten können.
Liebe Grüße
Annette