Hallo Reallyangry,
MCS ist inzwischen
anerkannt.
Ich bin selbst Fibro-Betroffene und habe dazu noch ADS. Unabhängig davon, dass ich mich auch nicht psychiatrisieren lassen wollte, habe ich mich mal eingehend mit der Biochemie des Gehirns befasst. Dort beginnt nämlich alles und genau dort sind sinnvolle Behandlungsansätze möglich, auch medikamentös und in Form von Psychotherapie.
Unser komplettes Nervensystem, das auch für Neurodermitis, Allergien, Fibro etc. verantwortlich ist, wird durch biochemische Vorgänge des Gehirns gelenkt, sozusagen "regiert". Sind da ein paar Leitungen blockiert oder verkehrt gelegt, ist das die organische Ursache und nun mal bloß medikamentös zu regulieren.
Oft werden unsere Leiden durch eine hohe Vulnerabilität (seelische Verwundbarkeit) ausgelöst. Diese ist (durch die Biografie des Einzelnen) erworben, während die Veranlagung, zu erkranken, genetisch bedingt ist. Aber beides greift nun mal ineinander. Vieles ist stressbedingt, und glaube mir, es gibt einen Haufen Einflüsse, die für einen Menschen Stress bedeuten, auch wenn man sie gar nicht wirklich als solches wahrnimmt. Das schwächt das Immunsystem, das auch für vegetative Störungen verantwortlich ist. Und genau das ist der Schlüssel, daran muss gearbeitet werden. Das schaffen nur die wenigsten ganz allein.
In vielen Fällen wird eine Nadel im Heuhaufen gesucht, wenn es um die organische Ursache einer Krankheit geht, dabei ist das oft unnötig wie ein Kropf. Da bestehen allerdings die Patienten drauf, nicht die Ärzte und die vielen Untersuchungen zahlt auch die Solidargemeinschaft, obwohl jahrelang oft nix dabei herauskommt.
Man kann meist ohnehin nur lindern, nicht heilen, bzw. die Empfindlichkeit für Krankmachendes erheblich herabsenken.Und ja, vieles muss man auch selbst dafür tun, dabei hilft einem der Therapeut. Da will nur keiner hin, um bloß nicht psychiatrisiert zu werden ("ich bin doch nicht verrückt, ich bilde mir das nicht ein!" - als ob das jemand behauptet... nur wer es so auffassen will, bei dem kommt es auch so an)
Ich bin auch eine Revoluzzerin und stehe felsenfest dazu! Nur habe ich für mich gelernt, dass ich die Welt so wie sie ist, nicht ändern kann. Ich kann nur meinen Umgang damit verändern und komme seitdem wesentlich besser klar.
Mein persönlicher Leitsatz hierzu ist: Raus aus der Opferrolle! (und glaube mir, ich rutsche nach wie vor immer mal wieder rein, aber es bringt mich kein Stück weiter. Es tut ab und zu nur mal ganz gut, mir selbst leid zu tun)
reallyangry hat geschrieben:
Nehmen wir doch mal das Modewort "Burn Out":
Burn Out wird von den Ärzten gerne als "Anpassungsstörung, Depression ohne psychotische Symptome, Erschöpfung und Ermüdung" diagnostiziert, weil die Beahndlung damit bei der Krankenkasse abrechenbar ist.
Das sind die Folgen eines Burn-Outs, aber dieses Wort wird so gerne verallgemeinert, ein Burn-Out ist eigentlich etwas ganz anderes, als es oft dargestellt wird. Daher ist das, was die Ärzte diagnostizieren und behandeln, auch vollkommen richtig.
Die Bezeichnung "Burn-Out" wird sträflich missbraucht. Und jeder hätte lieber gerne einen Burn-Out als eine Depression, weil das von der Gesellschaft eher "akzeptiert" wird.
Ich habe meine Erfahrungen am eigenen Leib gemacht. Ich habe meine eigene Strategie entwickelt, mit meiner Erkrankung umzugehen und habe sie mehr im Griff als sie mich. Seitdem geht es mir besser und ich bin noch nicht am Ziel. Ich rede nicht von Heilung, aber von Linderung und mehr Lebensqualität. Und beides habe ich bitternötig, weil ich Mutter werde. Wenn ich nicht gelernt hätte, dass man bei sich anfangen muss, um etwas verändern zu können, wäre ich dazu sicher nie bereit gewesen...
Und was das angeeignete Wissen angeht, mein berufliches Ziel ist der Heilpraktiker für Psychotherapie (2. Prüfungsanlauf, der erste ging in die Hose wegen Erschöpfung und Depressionen!). Ich bin kein unreflketierter Gegner der Schulmedizin, ich werde auch Klientel zum Mediziner schicken müssen, da ohne medikamentöse Vorbehandlung oft keine Zugänglichkeit für therapeutische Maßnahmen besteht, so dass überhaupt nichts greift.
Mir hat jahrelang auch nichts geholfen, ich rannte von Arzt zu Arzt, bin beruflich stets gescheitert, weil ich einfach kaputt war, Schmerzen hatte und nur litt. Wenn es so nicht geht, geht es eben anders, ich mache was ich will, auch ohne dass das Jobcenter mir dabei hilft. Wenns nach denen gegangen wäre, hätte ich mich weiter gequält. Okay, ich habe auch gekämpft, mir blieb auch nichts anderes übrig, und was habe ich mich hier schon darüber ausgelassen.
Was hier abgeht, ist ein Kampf gegen ein Wahnsinns-System. Aber es hat jeder auch seinen eigenen. Und wenn man nicht weiterkommt, was ist so schlimm daran, sich eine Anpassungsstörung und/oder Depression einzugestehen? Das sind gängige Komorbiditäten nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall, wenn die Patienten ihr Leben vollkommen umstellen und neu gestalten müssen und nicht damit klarkommen, dass sie nicht mehr weitermachen können wie bisher. Deswegen werden sie auch nicht psychiatrisiert

Sich auch mentale Hilfe zu holen von einem Therapeuten ist da nicht die schlechteste Lösung. Warum es sich noch schwerer machen, als man es schon hat? Das gilt für viele andere Erkrankungen auch, die das Leben völlig auf den Kopf gestellt haben.
Jetzt reichts aber mal mit der Schreiberei... genug für heute, ich gehe jetzt ins Bettchen.
Schlaf gut! LG, Turbo