Schutz der Daten bei Psychotherapie

Nur Mut, es gibt keine dummen Fragen.
sicko
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Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von sicko » Fr 8. Jun 2012, 05:28

Ich überlege wegen der Folgen meiner Krankheit eine Psychotherapie anzufangen, frage mich aber, ob mir das sozialrechtlich auch schaden könnte:

Wie sicher sind die in den Gesprächen behandelten Daten vor dem Zugriff von KK, Afa und DRV?

Ich weiß, dass man seinen Psychotherapeuten untersagen kann, Berichte an den Hausarzt und KK zu schreiben, aber was wenn eine der oben genannten Institutionen mit Verweis auf Mitwirkungspflicht einen Bericht will und ansonsten Leistungen verweigert?

Nach allem, was ich mit diesen Institutionen erlebt habe, bin ich sicher, dass sie sich aus den bei einer Psychotherapie erhobenen Daten genau die raussuchen würden, die sie für eine Argumentation bräuchten um mir Leistungen zu verweigern oder falsche Diagnosen zu stellen.

Traurig, dass man sich über so etwas überhaupt Gedanken machen muss, bevor man sich Hilfe sucht.

irina
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Re: Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von irina » Fr 8. Jun 2012, 07:47

Hallo, Sicko- also Deine Frage kann ich leider auch nicht beantworten ,aber ich habe mir auch schon Gedanken darüber

gemacht, was z.B. eine Bekannte alles beim Gutachten preisgeben mußte. Die GA hat gefragt , weshalb sie nicht verheiratet

ist, wie ihr Sexualleben ausssieht etc. Sie hatte Angst, daß wenn sie nicht antwortet im GA steht, sie sei nicht kooperativ.

Nun steht mt ein Termin bei der selben GA bevor und ich frage mich inwieweit ich sagen kann, daß es nur mich etwas

angeht. Immerhin bekommt das so ein Heini von der DRV zu lesen und ich rede über mein Privatleben nur mit ausgesuchten

Freunden. Sollte die Akte dann zu meinem Anwalt oder zum Sozialgericht gehen, dann wissen ganz viele Leute über mich , mein Privat- oder Sexleben bescheid?Gruß Irina

maday
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Re: Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von maday » Fr 8. Jun 2012, 08:32

Hallo Sicko,
ich mache seit 3,5 Jahren eine Psychotherapie und vertraue meinen Therapeuten. Das war aber nicht von anfang an so. Mein Therapeut hat viel Geduld mit mir aufbringen müssen. Ich weiß nicht, ob ich umgedreht so viel Geduld aufgebracht hätte. Meinen Therapeuten hat mir mein Psychiater vermittelt. Ich hatte ihm im Vorfeld gesagt, wie ich mir meinen Therapeuten vorstelle und was ich von ihm erwarte. Darauf hin hat mein Psychiater mich an meinen Therapeuten vermittelt und ich habe innerhalb von 14 Tagen (!) einen Termin bekommen.

Das Vertrauen ist ganz langsam gewachsen und ich weiß, dass mein Therapeut keinerlei Angaben von mir weiter gibt. Alle Schreiben, die er für irgend wen anfertigen muss, bespricht er mit mir und zeigt sie mir. Als das Versorgungsamt für meinen SBA Angaben haben wollte, die sie nichts angehen, hat er mir dies sofort gesagt und mir das Schreiben vom Versorgungsamt gezeigt. Ich war platt, denn sie wollten Kopien der Besprechungsprotokolle. Darauf hin, hat mein Therapeut dem Versorgungsamt mitgeteilt, dass die Entbindung meiner Schweigepflichtserklärung auf keinen Fall für die Besprechnungsprotokolle gilt und er hat allgemein ihnen ihre Fragen beantwortet. Auch das Antwortschreiben hat es mir zur Ansicht vorgelegt.

Eine Verbindung zu meinem Hausarzt hat mein Therapeut nicht, dafür gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen meinem Psychiater und meinen Therapeuten. Das ist auch in meinem Sinne. Hätte ich irgend welche Zweifel an der Arbeit meines Therapeuten, wäre ich nicht mehr bei ihm in Behandlung.

Gruss maday
Als Frau bin ich ein Engel und wenn man mir die Flügel stutzt, fliege ich weiter, dann aber auf meinem Besen.

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Re: Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von Vrori » Fr 8. Jun 2012, 09:05

Hallo,

die KK bewilligen diese Therapien und es ist so, dass es dafür extra abgestellte Mitarbeiter gibt...nur die allein dürfen die Bewilligung bzw Bearbeitung durchführen.
Der Therapeut gibt in einem verschlossenen Umschlag die Beantragungsunterlagen an die KK weiter...dort geht es dann im verschlossenen Umschlag zu einem Gutachter...der gibt wieder alles an den Therapeuten zurück und teilt der KK mit, dass eine Kurz- oder Langzeittherapie..mit X Stunden für den Antragsteller angezeigt ist...
und dann bekommt der Patient das Bewilligungsschreiben...der Therapeut weiß oft dann schon frühzeitig, dass die Therapie bewilligt wurde.

Derzeit habe ich ein Klageverfahren gegen die Agentur für ARbeit laufen...die forderten permanent von mir die Unterschrift auf Schweigepflcihtentbindungen alternativ das Gutachten der DRV. (wegen eines Rentenantrages)...die Unterschriften habe ich nicht geleistet und das Gutachten auch nicht abgegeben...man drohte mir ungefähr 6 Monate...wenn ich nicht, dann würde man die Leistung...
naja im Januar 2012 hat man dann die Leistung wegen "fehlender Mitwirkung" eingestellt....
dabei wissen die ganz genau, dass Abgabe von Gesundheitsunterlagen und Schweigepflichtentbindungen freiwillig sind, steht sogar in deren HEGA....

auch hier erkennt man, das nicht ungehemmt mit den Daten eines Erkrankten herumgeschmissen werden kann..

LG
Vrori
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ich stelle ausdrücklich fest, dass meine Hinweise keine Rechtsberatung sind...
lediglich Tipps, die auf Erfahrung beruhen...

sicko
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Re: Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von sicko » Mi 13. Jun 2012, 21:36

irina hat geschrieben: Die GA hat gefragt , weshalb sie nicht verheiratet ist, wie ihr Sexualleben ausssieht etc. Sie hatte Angst, daß wenn sie nicht antwortet im GA steht, sie sei nicht kooperativ.
mayday hat geschrieben: Sie wollten Kopien der Besprechungsprotokolle.
Es macht mich echt sprachlos, was man sich alles gefallen muss.

Wenn man seinem Therapeuten vertrauen kann, ist das wirklich super. Aber ich traue in diesem Gesundheitssystem niemandem mehr. Jeder hat darin sein eigenes Interesse und das ist meistens Geld. Und welchen Druck KV, MDK, DRV usw. aufbauen können, um an Daten zu kommen, ist einfach nur erschreckend.

Vrori, speichert die KK die Daten zur Psychotherapie denn auch? Und was ist HEGA? Viel Glück bei dem Verfahren.

Vrori
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Re: Schutz der Daten bei Psychotherapie

Ungelesener Beitrag von Vrori » Mi 13. Jun 2012, 21:48

Hallo,
die KK speichert nur die Stunden...d.h. dem Therapeuten werden 25 Stunden bezahlt...d.h. er schickt seine ganz normale Abrechnung..mit Ziffern Gebührennummern an seine Abrechnungsstelle, dort werden die "Rechnungen" gemäß den gesetzlichen Aufbewahrungsfristen abgelegt.
Über die Einzelstunden oder Protokolle von Gesprächen gibt es natürlich keine Einsciht für die Krankenkasse...das wäre ja fatal...
aber ihr könnt mir glauben, darüber kommt nichts bei der KK an...und die Anfrage vom Versorgungsamt finde ich schon sehr frech...

die HEGA ist die Ausführungs-Arbeitsanleitung für die Agentur für arbeit...d.h. hier hat die Bundesbehörde festgelegt, wie sie einen Gesetzestext auffassen und ihre Ämter damit umgehen sollen...quasi ne Arbeitsanleitung für die SB...

das Sozialgericht sieht da allerdings manche Dinge ganz anders und dann ist es immer wichtig, ein urteil zu erstreben..

Danke fürs Daumendrücken..
LG
Vrori
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