Hallo
Ich bin aktuell heute aus der Schmerzklinik entlassen worden und war nunmehr zum drittenmal in dieser Klinik.
Bei meinem ersten Aufenthalt lief gerade das Klageverfahren vor dem SG zur Anerkennung einer EMR.
Entlassen wurde ich sozialprognostisch von dort "AU bis auf Weiteres".
Bei meinem zweiten Aufenthalt lief gerade der Verlängerungsantrag zum bevorstehenden Ablauf der befristeten EMR.
Entlassen wurde ich sozialprognostisch von dort als "weiter erwerbsunfähig" mit dem Zusatzhinweis "dass die erneute Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit nicht gesundheitsförderlich sei"!
Diesmal wurde überhaupt keine sozialprognostische Anmerkung bezgl. "Arbeits- oder Erwerbsfähigkeit" erstellt. Da ich seit dem letzten Aufenthalt eine unbefristete EMR beziehe, spielt das für die Klinik keine Rolle mehr sich darüber auszulassen.
(Ich habe bereits den Kurzbrief mitbekommen, darin wäre es nämlich abschließend schon vermerkt)
Eine sogenannte "Reha" würde ich als EM-Rentner nicht mehr beantragen, jedoch eine AHB (nach einer vorausgegangenen stationären Maßnahme oder OP), einen TCM- oder Schmerzklinikaufenthalt, oder eine ambulante Vorsorgekur (alles über die KK) jederzeit auch als EM-Rentner wieder.
Auch wenn man als EM-Rentner über die KK eine Reha beantragen kann, ich hätte immer Bauchweh/Bedenken.
Wenn die EMR bei mir irgendwann in eine Altersrente umgewandelt wird, dann darf die KK zuständigkeitshalber gerne auch eine Reha bewilligen, denn dann steht keine sozialprognostische Beurteilung der Leistungsfähigkeit mehr über mich im Raum.
Ich würde eine über ganz normale ärztliche Verordnungen (Krankengymnastik, Bäder etc.) ambulante Therapie zu Hause/vor Ort dann eher bevorzugen, als in eine stationäre Reha-Maßnahme zu gehen und dabei riskieren, dass ich ggf. neu eingeschätzt würde.
Psychotherapeutische ambulante Stunden gleichfalls, denn da habe ich auch für die Zukunft viel mehr von, als lediglich ein paar Wochen in der Klinik einem Bezugstherapeuten gegenüber zu sitzen, der so rasch gar nicht meine Lebenssituation erfassen und einschätzen, respektive therapieren kann.
Eine stationäre multimodale/interdisziplinäre Schmerztherapie verläuft (so habe ich sie auch diesmal erneut erfahren dürfen) primär nicht viel anders ab, als eine Reha.
Also, man hat hälftig physio- und psychotherapeutische Therapien und wird körperlich wie mental/seelisch gleichgewichtig behandelt.
Massagetherapie,
Physiotherapie,
Bewegungsbad-Gruppe oder Einzel (täglich freies Schwimmen ab 17:00 Uhr und auch Saunazeiten),
Kneipgüsse,
MTT/Gerätetraining,
Atemtherapie,
Therapeuten begleitete Bewegung im Freien (für Personen die Ängste haben sich alleine draußen zu bewegen oder konditionsmässig trainiert werden sollten aufgrund Übergewicht oder Gangunsicherheit etc.),
Entspannungstrainingsgruppe (PMR nach Jacobsen, Thai Chi, Mal-/Tanz-/Musiktherapie),
Ergotherapie/Werkgruppe,
Genusstraining (gemeinsames Kochen in der Schmerzbewältigungsgruppe),
alle zwei Wochen eine therapeutisch begleitete Abendausfahrt mit dem Klinikbus in ein Restaurant/Gaststätte (freiwillige Teilnahme)
Hunde gestützte Therapie (Kontakt und Spaziergang mit ausgebildeten Therapiehunden),
Vorträge (z.b. über Rückenmanagment, Stressbewältigung, Schmerzmedikamente, akutem und chronischem Schmerz),
wöchentliche psychologische Einzelstunden (bei Bedarf jederzeit auch den Bezugstherapeuten außer Termin zu kontaktieren),
täglich psychologisch begleitete Schmerzbewältigungsgruppenstunden (Erkennen ungünstiger Verhaltensmuster, Erlernen von günstigen/profitierenden Strategien im Umgang mit Schmerz),
täglich ärztliche Visitezeiten mit seinem Bezugsarzt (sie nehmen sich dabei wirklich viel Zeit für den Patienten wenn akut etwas ansteht und außerdem kann man auch jederzeit zusätzlich mit seinem Arzt in Kontakt treten, falls notwendig)
Wer jedoch nur auf Wohlfühlmassagen oder Entspannungsbäder hofft der wird enttäuscht sein, das gibt es eher weniger.
Eine Massagetherapiestunde kann z.B. hier auch nur aus Gesprächen mit dem Therapeuten bestehen und wenig Behandlungen mit dem Wohlfühlcharakter einer Massage zu tun haben.
Gleichfalls kann so auch eine Physiostunde ablaufen, wo man z.B. mehr über das "Schmerzverstehen" oder "Schmerzverhalten" spricht und sich dabei reflektieren lernt.
Das führen eines Schmerztagebuchs mit täglichen Eintragungen ist gleichsam Pflichtprogramm.
Die Therapiezeiten sind gut abgestimmt und dosiert und sollte man an einem Tag nach seinem Empfinden doch in Stress geraten oder wieder einmal einen Tag voll Schmerzspitzen haben, so kann man sich bei seinem Arzt melden und mit ihm gemeinsam schauen, was an Therapie flach fallen könnte.
Alles kann, nichts muss ... versuchen wäre aber wünschenswert, als Patient am strukturellem Klinikalltag teilzunehmen.
Lieben Gruß sendet agnes