Hallo Timilu,
Die Nymphe selbst war noch nicht vollgesogen...Die Zeit spielt ja bei der Übertragung von Infektionen eine gewisse Rolle..
Das Risiko steigt mit der Saugdauer, aber es kann auch relativ schnell gehen. Bei meiner zweiten Infektion, damals war ich schon arbeitsunfähig, war ich bei meinen Waldkindergartenkindern zu Besuch bei der Wald-Übernachtung im hannoverschen Stadtwald Eilenriede. Wir haben u.a. eine Nachtwanderung quer durch den Wald, auch im Unterholz gemacht. Ich war insgesamt 4 Stunden dabei, habe mich dann zu Hause sofort abgesucht und keine Zecke gefunden. 5 Tage später hatte ich dann eine klassische Wanderröte am Bein... Die Zecke kann nicht lange gesaugt haben und vorher war ich nirgendwo, wo ich mir eine hätte holen können. Ich kenne auch andere Betroffene, bei denen die Saugdauer erheblich kürzer war, die Erreger also nach wesentlicher kürzerer Zeit übertragen wurden, als immer behauptet wird.
Bei Symptomfreiheit kann nach 6 Wochen eine serologische Kontrolle durchgeführt werden.
Man kann 20 Jahre symptomfrei sein und dann schlägt die Erkrankung zu. Da denkt keiner mehr an einen Zeckenstich. Es kann auch sein, dass die Krankheit erst dann ausbricht, wenn das Immunsystem die Erreger aus irgendeinem Grund nicht mehr in Schach halten kann, z.B. ein Erkältungsinfekt, eine Impfung, eine Narkose für eine OP, eine OP selber...
Und wie Du selber schon festgestellt hast, tritt eine Wanderröte nur in ca. 50 % der Fälle auf. Wenn Du Glück hast, hatte die Zecke noch keine Erreger übertragen, aber ausschließen kann man es eben leider nicht, wenn sie positiv getestet wurde.
Serologische Untersuchung sind übrigens zur Verlaufskontrolle völlig ungeeignet. Eigentlich sollen man auch die gesundheitlichen Probleme des Patienten behandeln und nicht Laborwerte...
Mein früherer Kollege z.B. hatte noch Jahre später sehr hohe Antikörperwerte, aber keinerlei Beschwerden. Ich selber war nach den ersten Befunden später immer seronegativ, ich habe aber immer noch chronische Beschwerden. Mein Kollege hatte das Glück, dass er eine halbseitige Gesichtslähmung und einen fähigen Arzt hatte, der daran sofort die Infektion erkannt hat, weil er wusste, dass sein Patient im Wald arbeitet.
Meine damalige Hausärztin wusste das bei mir auch, hat aber keinen Zusammenhang hergestellt. Dabei ist nichts eindeutiger als eine Wanderröte und wenn der Patient dann auch noch im Wald arbeitet... Ich hatte wegen aufgrund von Unwissenheit der Eltern der betreuten Kinder als Arbeitgeber nicht erfolgter, aber eigentlich verpflichtend durchzuführender Arbeitsschutzbelehrungen zum Thema Zecken damals leider auch keine Ahnung.
Ich dachte, dass man erst nach einigen Wochen die Biester nachweisen kann.
Die Borrelien selber sind schwer nachzuweisen, es geht bei Gelenkentzündungen, wenn man das Gelenk punktiert und das Punktat untersucht. Im Blut kann man Borrelien nicht nachweisen, sondern nur Antikörper. Und da dauert es in der Tat einige Wochen, bis die sich bilden.
Deshalb ist es nutzlos, sofort nach dem Zeckenstich einen Antikörpertest zu machen (üblich ist der ELISA, wenn der positiv ist, wird der Westernblot als Bestätigungstest gemacht), er wird negativ sein, es sei denn, man hatte vorher schon mal eine unerkannte Infektion, die entweder symptomlos verlief oder wo man die Beschwerden auf andere Ursachen geschoben hat (die Liste der Fehl- und Verlegenheitsdiagnosen ist lang und besonders gerne wird es auf die Psyche geschoben).
Es kann auch andere Gründe geben, dass ein Test negativ oder nur grenzwertig ist, bei mir z.B. hat die Anbehandlung wegen einer vermeintlichen Sommergrippe (typische Anfangs-Fehldiagnose) zu Erkrankungsbeginn mit einem viel zu niedrig dosierten und zu kurz gegebenen Antibiotikum die Antikörperbildung unterdrückt, so dann im Befund von einer Frischinfektion die Rede war, obwohl die Blutabnahme im Februar war, eine Infektion also ca. Ende Dezember stattgefunden haben müsste, wenn man die ungefähre Dauer der Antikörper-Bildung berücksichtigt und ich schon seit Ende Juni des Vorjahres erst Symptome hatte, nämlich Wanderröte und angebliche Sommergrippe. Schleichend entwickelte sich in den Folgemonaten eine umfassende weitere Symptomatik. Die Diagnose gab es erst, als ICH auf Anraten eines ebenfalls betroffenen Freundes von uns einen Test verlangt habe. Leider fing dann die Odyssee erst richtig an...
Oft wird eine Borreliose auch deswegen ausgeschlossen, wenn eine Nervenwasseruntersuchung auf Antikörper negativ ausfällt. Aber mit dieser Untersuchung kann man allenfalls die Sonderform Neuroborreliose nachweisen, aber nicht eine ohne Beteiligung des Nervensystems. Ein Großteil der Ärzte weiß das nicht.
Trifft man auf unwissende und ignorante Ärzte, die bei einem negativen oder teils sogar positiven Befund eine Erkrankung ausschließen, hat man verloren. (Begründung: Antikörper hat doch jeder, die sind nicht relevant, sie nennen es dann gerne falsch-positiven Befund, falsch negative Befunde hingegen gibt es angeblich nicht). Die Symptome werden dann gerne als psychosomatisch abgetan.
Das
http://www.borreliose-nachrichten.de/wp ... nkheit.pdf
ist eine fiktive Geschichte, mir und so ziemlich allen mir bekannten anderen Borreliosepatienten aber bestens bekannt...
Auch das
http://www.borreliose-nachrichten.de/da ... hen-opfer/
kenne ich sehr gut, im Familienkreis gleich mehrfach.
Du kannst mal hier reinschauen und das dem Arzt ggf. ausdrucken und geben, wenn er offen dafür ist:
www.borreliose-gesellschaft.de/Texte/Leitlinien.pdf
Ich würde Dir außerdem empfehlen, Deine Frage mal bei
https://forum.onlyme-aktion.org/
zu stellen.
Liebe Grüße
Annette