Ein "Hallo" in die PT-Patientenrunde
meinen ersten PT Kontakt hatte ich innerhalb einer stationären Schmerztherapie.
Zuvor hieß es immer: "Sie sind so stark und taff und kommen mit ihren gesundheitlichen Problemen gut klar."
Ja, kam ich auch, nämlich aus dem Grund, dass ich mich mit Arbeit zudröhnte, neben Beruf und Familie auch noch zwei Ehrenämter bestritt und andere Personen keinen Einblick hinter meiner mir zugelegten "Fassade" bot.
Selbst in der Schmerzklinik nahm ich zu Anfang lediglich an den PT-Gruppenveranstaltungen teil, für eine Einzeltherapie sah man keine Notwendigkeit.
Doch es kam dort der Tag, an dem ich meine Fassade (man nannte es "maskiertes Verhalten") nicht mehr aufrechthalten konnte, da ich in eine Depression fiel, die ich zu Hause immer für mich alleine bewältigte und, wie gesagt, durch übermäßige Arbeitswut auch für mich überspielen konnte, dabei jedoch immer in den Nächten von einer Panikattacke in die nächste stolperte.
Meinem behandelnden Klinikarzt blieb es also nicht verborgen und so outete ich mich und wurde umgehend in Einzeltherapie gesteckt.
Wie gut mir das tat, einmal Dinge ansprechen zu können die mich bedrückten und belasteten, merkte ich zum erstenmal und so bat ich darum in den Abschlussbefund zu vermerken, dass eine ambulante Therapie erfolgen sollte
Es war zwar zunächst nicht so einfach einen Therapieplatz zu bekommen. Ich rief dreimal in dem von meiner HÄ empfohlenem ambulantem Therapiezentrum an und hinterließ auf Band eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf.
Nachdem auch nach 3 Wochen niemand sich rückmeldete, bat ich donnerstags meinen Mann mich dort hinzufahren und ich setzte mich einfach in die Wartezone.
Nach kurzer Zeit, öffnete sich eine Behandlungstür und ich sprach einfach die Therapeutin darauf an, was ich bitte tun soll um Gehör zu bekommen, ob ich mich dazu hier erst schreiend auf den Boden legen müsste, denn auf einen Rückruf würde ich vergebens warten.
Ich überreichte ihr meine Überweisung und sie grinste und meinte: "Soviel Mut muss belohnt werden!" sprachs und holte ihren Terminplaner.
Bereits dienstags drauf fand meine erste Behandlungsstunde statt und insgesamt wurden nach und nach dann 100 Stunden daraus, die die KK bewilligte.
Doch danach war Schluss und ich sollte eine Behandlungspause einlegen. Bedarfsstunden zahlte die KK leider nicht, sodass ich 2 Jahre lang mir einmal monatlich eine Behandlungsstunde auf Privatkosten gönnte, um den zuvor hart erkämpften Therapieplatz behalten zu können.
Nach Ablauf der 2 Jahre, stellte ich einen erneuten Antrag, den man mit der Begründung ablehnte, die gleiche Therapieform bei gleicher Therapeutin würden sie nicht genehmigen.
Diese Therapeutin ist eine ausgebildete Diplompsychologin und ihr Chef und Leiter des Therapiezentrums, ein Herr Dr. med Facharzt für Psychiatrie - Psychotherapie - besondere Schmerztherapie, war einmal im Quartal immer mit in meiner Sitzung dabei und kannte mich von daher bereits recht gut, sodass er mich fragte, ob ich einen Wechsel zu ihm vollziehen möchte und er, um der KK Genüge zu tun, so die gewünschte Therapie mit mir fortführe.
Mittlerweile hat die KK insgesamt 75 Std. erneut bewilligt. Vom Gefühl her, müssten diese bereits bald rum sein.
Da ich jedoch niedrigfrequentierte Stunden nehme, also lediglich alle 4 - 6 Wochen einen Termin wahrnehme, denke ich, dass danach entweder noch einmal 25 Std. beantragt werden, oder ich nur noch einmal im Quartal eine Bedarfsstunde erhalte.
Obwohl ich jetzt seit insgesamt 8 Jahren schon therapeutisch begleitet bin, erlebe und entdecke ich in den Gesprächen immer wieder neue Themenbereiche/Verhaltensmuster, die wichtig sind zu thematisieren und als wiederkehrende Verhaltensmuster auch zu analysieren spannend sind.
Gerade heute hatte ich meine Therapiestunde bei meinem Psychotherapeuten und ich bin erneut verblüfft, denn die letzten drei Therapiestunden sprechen wir über ein Verhaltensmuster was sich immer wieder, jedoch auf unterschiedlichen Ebenen, in Situationen darstellt und insgesamt typisch für meine Wesensart ist.
Da wir über kurze Imaginationsübungen im Vorfeld angesprochene Probleme betrachten und bearbeiten, ist eine Verknüpfung von Stunde zu Stunde jederzeit gegeben und immer aufs Neue auch spannend, welche Bilder sich dabei auftun, die in der Regel einen gleichen Sinn/gleiche Thematik ergeben.
Über die vielen Jahre der Therapie lernte ich viel über mich und vieles an meinem Verhalten verstehen ... warum ich so oder so reagiere, oder eben nicht reagiere, was mich geprägt hat so zu sein, warum es mir schwer fällt aus eingefahrenen Muster herauszukommen, warum mich diese Muster immer wieder vereinnahmen und ich darin zurückfalle ... und vieles mehr.
Ich habe dabei gelernt, mich reflektieren zu können, mich anzunehmen und nicht alles zu hinterfragen (es gibt für manches kein richtig und kein falsch).
Ich habe gelernt, dass auch ich ein Mensch mit Schwächen und Fehler sein darf (das fällt einem Perfektionisten sehr schwer), dass ich mich nicht bei allem und jedem für mein Tun, Denken und Handeln rechtfertigen muss.
Ich habe gelernt, da ich dazu neige mich zu überfordern, dass auch ich das Recht habe NEIN! zu sagen, wenn ich merke es tut mir nicht gut oder ich nicht mehr kann.
Ich habe gelernt, auf mein inneres ICH besser zu achten und auch mal für mich, anstatt nur für andere zu sorgen.
Ich habe gelernt, ohne Rechenschaft abzulegen etwas genießen zu dürfen, was ich mir schwer und meiner Gesundheit schädlich im Berufsleben erarbeitet habe (die Neider um die EMR um mich herum ignorieren)
Ich lerne gerade, dass ich mich nicht immer für alles verantwortlich oder schuldig fühlen und/oder gar entschuldigen muss (nicht alle Verantwortung anderer liegt auch auf meinen Schultern, das war berufsbedingt meist so, ich muss und darf jetzt auch nur nach mir schauen).
Ich bin froh und dankbar, an ein so gutes Therapiezentrum herangekommen zu sein und dabei vor allem, an einfühlsame und sehr bemühte Therapeuten die mir auch das Gefühl geben, dass sie mich als Mensch (nicht nur als Patient) ernst nehmen.
Wir, die wir psychotherapeutische Hilfe benötigen und in Anspruch nehmen wissen, dass es nur Kleinigkeiten im Alltagsleben bedarf, um uns erneut aus der Bahn zu werfen.
Gut, wenn wir dann auf den uns zuhörenden und auffangenden vertrauensvollen Menschen (Therapeuten) zurückgreifen können.
Lasst euch nicht von der KK aus der Therapie drücken wenn ihr der Meinung seid, dass ihr sie noch benötigt.
Eure Therapeuten finden mit Sicherheit dazu auch Lösungen, dass die KK weiter mitziehen muss.
Wie geschildert, mir war 2 Jahre lang es einmal monatlich wert, zur Überbrückung auch in Privatleistung zu gehen.
Lieben Gruß sendet agnes