Der Unterschied div. Medien / Berichterstattungen
Verfasst: So 26. Dez 2010, 10:44
https://www.krank-ohne-rente.de/
Herr Wallraff, wie beschreiben Sie „Bild“?
WALLRAFF: Sie ist eine Art Wundertüte, da ist alles drin – Unterhaltung, menschliche Dramen, zum Konsum aufbereitet, Sex, Verbrechen, Appelle an niedere Instinkte. So verschieden die Themen auch sind, in einem gleichen sie sich: Es durchzieht sie der Charakterzug der mal subtilen, mal grobschlächtigen Beeinflussung. Es gibt ein Meinungsdiktat. Das gilt für jede einzelne Geschichte: Das ist die Wahrheit, hier steht sie, so war und so ist das. Und es gibt ein Diktat, welches das gesamte Blatt prägt. Eine sehr eindeutige Haltung, vor allem wenn es um politische Interessen geht. „Bild“ bedient immer die Interessen des konservativen Lagers, das ist eine Konstante. Das gilt vor allem, wenn Wahlkampf ist. Da ist Verlass auf „Bild“: Es wird immer der jeweils konservativste Kandidat unterstützt und der andere entweder ignoriert oder offen bekämpft. Das hat sogar Gerhard Schröder in seiner Amtszeit zu spüren bekommen, obwohl er sich dem Blatt für jede Homestory öffnete, obwohl er sich einen „Bild“-Mann als Regierungssprecher holte, obwohl er Hardliner-Sprüche losließ gegen Sexualstraftäter und straffällig gewordene Ausländer, obwohl er „Bild“ adelte, indem er sagte, er brauche zum Regieren nur „Bild“, „BamS“ und „Glotze“. Im Wahlkampf hat ihm das dann nichts mehr genützt …