Liebe Doppeloma,
was ihr habt, ist mit Worten ohnehin nicht zu beschreiben
Meine Mama traf ihre große Liebe auch in der zweiten Lebenshälfte und verbrachte ihre glücklichsten Jahre mit ihm. Meine leibliche Mutter, ich nenne sie immer "Mumchen", ist fast 60 und leider allein. Ich frage mich oft, woran das wohl liegt, dass so viele allein bleiben, obwohl sie doch gar nicht so verkehrt sind.
Was ich im Zusammenhang mit Liebe und Beziehungen so beobachte und auch erlebt habe, könnte schon fast ein Buch füllen.
Die Ansprüche der Menschen an ihre "Traumpartner" haben sich leider derart verändert, dass Liebe nahezu unerreichbar ist. Im Kopf wird eine Fantasiefigur kreiert, die allen Idealvorstellungen entspricht. In der Realität wird dann nach jemandem gesucht, der möglichst nahe an diese Idealperson herankommt. Das kommt schon fast einer "Rasterfahndung" gleich.
Die Anforderungen sind so hoch, dass es fast unmöglich ist, ihnen gerecht zu werden. Im Grunde ist man dann nur noch damit beschäftigt, zu "gefallen", was sehr anstrengend ist - bis man gar nicht mehr weiß, wer man überhaupt ist.
Es wird nicht mehr gesehen, was einen Menschen eigentlich liebenswert macht, die Persönlichkeit ist vollkommen egal, Hauptsache, die Kriterien stimmen. Wenn nicht, "passt man eben nicht zusammen".
Und das nennen die Leute dann LIEBE. Nein, danke! Davon will ich mich definitiv abgrenzen.
Die letzte Traumpartner-Diskussion, die ich geführt habe, endete an meinem Esszimmer-Fenster, das zur Straße führt. Ich sagte: "Mein Traumpartner knattert den ganzen Tag mit seinem chromblitzenden Feuerstuhl und langem, wehendem Blondhaar die Straße auf und ab und wartet nur auf mich, damit ich aufsteige und er mit mir ins Glück fahren kann. Siehst du ihn?"
Ich erntete verständnisloses Kopfschütteln. Ich: "Guck doch, da isser wieder! Siehst du ihn nicht?" "Hä? Nö!" "Nur wenn ich runtergehe und mitfahren will, ist er nicht mehr da...! Aber warum wohl? Weil er ein TRAUM-MANN ist!! Es gibt ihn nur in meiner Fantasie, in meinen Träumen... und das hier ist die Realität!"
Das Wort LIEBE ist für meine engste Freundin und mich so negativ behaftet, dass wir uns für das, was wir darunter verstehen, eine andere Bezeichnung wünschen. Nur fällt uns einfach nichts schönes ein!
Wir wollen für so ein reines, tiefes Gefühl nicht mehr das Wort benutzen, dass so fürs Ego missbraucht und zweckentfremdet wird, es ist inzwischen so beschmutzt und macht Magenschmerzen...
Da bin ich schon so kreativ, aber an einer derartigen Wortschöpfung beiße ich mir die Zähne aus
Und auf meiner Facebookseite mag ich sowas nicht fragen
Wahrscheinlich ist Liebe das einzige Wort, das nicht zu ersetzen ist, obwohl man es so durch den Dreck ziehen kann. Oder bin ich einfach nur "Old-School"?
LG, Turbo