Brauchen wir FREUNDE?

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stadtpflanze
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Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von stadtpflanze » Sa 30. Okt 2010, 17:07

Ich behaupte mal, es ist sehr schwierig überhaupt Freunde zu finden.
Wenn man dazu noch krank ist...
Keiner möchte Krankengeschichten hören, wenn er gesund ist. Das kenne ich auch von mir.
Ich fand das früher immer ätzend, wenn im Freundeskreis über Krankheiten geredet wurde.

Jetzt könnte man ja heute sagen, okay, dafür haben wir das Forum. und die Freunde brauchen wir nicht mit "Krankheiten" zu belasten.
Wie macht ihr das?
Redet ihr mit euren Freunden über die Probleme?

Ich für meinen Teil habe mich sehr zurückgezogen und erzähle im Bekanntenkreis nur sehr wenig, bzw. nur dann, wenn sowieso das Thema dran ist.
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von Miko » Sa 30. Okt 2010, 17:44

Ich habe keine Freunde...

Die, die sich Freunde nannten, waren alle weg, als es mit mir bergab ging.
Gruß
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Vrori
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von Vrori » Sa 30. Okt 2010, 17:51

Hallo,

über meine ganzen Erkrankungen spreche ich nur mit meiner Freundin....die kennt das ganze Problem....sie ist seit 8 jahren krank und bekommt seit 6 Jahren Rente.
Als sie den Rentenantrag gestellt hat,hat man sie Anfang des Antragsjahres zur REHA geschickt...danach sollte sie eine Wiedereingliederung machen...sie mußt zwischendurch mal 1 bis 2 Tage zu Hause bleiben - und schon hat der AG die Wiedereingliederung abgebrochen....dann zog sich alles bis Herbst desselben Jahres hin...sie war noch im Krankengeld....und im gleichen Jahr kam sie wieder in eine REHA (2x innerhalb eines Jahres) - diese REHA wurde von der REHA-Stätte abgebrochen: austherapiert..
dann kam sie noch für 3 Monate in eine Tagesklinik....Ergebnis: nicht therapiefähig...
und danach bekam sie dann ihre Rente...insgesamt war sie ca.3x bei einem Gutachter...
also sie weiß, wovon ich spreche...
ansonsten bespreche ich meine Probleme wegen meiner Erkrankungen nur mit meinem Psychotherapeuten und mit den virtuellen Freunden im Bandscheibenforum...
...und wer mich im entfernten Bekanntenkreis fragt (irgendein Dorfbewohner beim Einkauf) der kriegt nur knappe Auskünfte und wer zu neugierig ist, den speise ich mit der Aussage ab, ich hätte mich beurlauben lassen...ginge schließlich bei uns, wie bei Beamten....dann haben sie erst einmal einen riesengroßen Brocken von mir, an dem sie zu kauen haben..
also, ein guter Freund oder gute Freundin reicht - um mit denen über die Erkrankungen und die dazugehörenden Probleme zu sprechen...
ich glaube, wenn man mit jedem darüber sprechen würde, dann hätte man ja den ganzen Tag nur das eine Thema...

LG
Vrori
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lediglich Tipps, die auf Erfahrung beruhen...

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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von Amethyst » Sa 30. Okt 2010, 18:21

Hallo!

Ich habe inzwischen gar nicht so wenige Freude, aber es sind fast alles Menschen, die die gleichen Probleme haben wie ich, entweder ein behindertes Kind, psychische Probleme oder chronische Borreliose.

Natürlich reden wir auch oft über die uns belastenden Problem, aber nicht nur. Z.B. habe ich eine Freundin in Hameln, die ich daher kenne, dass wir uns 2002 in der Burghofklinik Rinteln 5 Wochen lang das Zimmer geteilt haben. Zu ihr und ihrem Mann hat sich eine sehr gute Freundschaft entwickelt, obwohl sie 13 bzw. 18 Jahre älter sind als ich. Ich fahre öfter mal alleine hin, nächste Woche mal wieder für 3 Tage. Wir gehen in der Stadt bummeln, machen ausgedehnte Spaziergänge mit ihrer Hündin, wir kochen zusammen, klönen, ihr Mann und ich spielen Nintendo Wii... Wenn es bei mir"brennt", sprich, es mir besch... geht , kann ich sie jederzeit anrufen und mich ausheulen, auch nachts, umgekehrt auch.

Manchmal verbringen wir ein Wochenende dort, wo mein Mann mitkommt und wenn mein Sohn Besuchswochenende hat, auch er. Wir feiern zusammen Silvester, Geburtstage.... Sie waren auch schon einige Male hier, aber mit Übernachten ist es hier etwas schwierig, deswegen sind meistens wir dort, sie haben ein großes Haus und sind nur noch zu zweit + Hund.

Dann habe ich eine ganz liebe Freundin, die ich aus dem Rehakids-Forum kenne. Sie ist ein halbes Jahr jünger als ich und wohnt nur 900 m von mir entfernt. :smile: Sie hat eine behinderte Adoptivtochter, ist selber Frührententerin und wir sehen uns in der Regel mindestens einmal in der Woche, manchmal öfter, mitunter auch ganz spontan. Wir gehen zusammen frühstücken, fahren zusammen zu IKEA, sie kommt mal einfach so auf einen Kaffee vorbei, ich "bespiele ab und an ihre 2 Mädels...., ich genieße das sehr.

Früher, als mein Sohn noch kleiner war und noch keine Diagnose hatte, waren wir hier sozial nahezu vollständig isoliert, worunter ich sehr gelitten habe. Natürlich gab es auch Zeiten, wo mir soziale Kontakte zuviel waren, das war immer dann der Fall, wenn ich ganz tief in der Depression hin und ich nicht mal mehr meine eigenen Sachen regeln konnte.

Liebe Grüße

Annette
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von angel » Sa 30. Okt 2010, 18:35

Wir haben auch keine Freunde.
Dadurch, dass wir kaum irgendwas unternehmen können,sind wir schon ganz schön isoliert.
Meine einzigen sozialen Kontakte sind Rehasportteilnehmer, einige Bekannte,
die wir beim Einkaufen treffen und unsre Nachbarn.
Und einen grossen Teil nehmen eben meine Forumsfreunde ein.
Liebe Grüße... AngelBild

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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von Antonia » Sa 30. Okt 2010, 19:05

Definiere "Freunde", liebe Stadtpflanze ....

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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von stadtpflanze » So 31. Okt 2010, 08:56

puhhh Antonia, das ist eine schwere Aufgabe!
Wenn ich die gelöst habe bin ich REHA-reif :groehl:

Im Ernst, bis vor ca 5 Jahren habe ich "Freunde " so definiert, dass ich mit ihnen über alles reden kann, ich hatte auch Freunde, die ganz anders "tickten" als ich.
Heute bin ich sehr viel strenger.
Ein guter Freund - muß absolut ehrlich sein , und ich muss es auch sein dürfen.
Und ich denke, man sollte ähnliche bis gleiche politische, soziale Einstellungen haben.
Das ist heute bei mir nicht mehr der Fall.
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von Amethyst » So 31. Okt 2010, 09:30

Hallo!
Antonia hat geschrieben:Definiere "Freunde"...
Kompliziertes Thema....

Freundschaft

Die Definition von Freundschaft

Diplomarbeit zum Thema Freundschaft

Dort wird der Begriff unter Punkt 1.2. zusammenfassend so definiert:

Eine auf Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit beruhende persönliche Beziehung von unbegrenzter Dauer, die durch Austausch intimer Gedanken und Gefühle, und ein hohes Maß an Vertrauen gekennzeichnet ist.

Liebe Grüße

Annette
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von angel » So 31. Okt 2010, 10:34

meine Meinung dazu ist, dass man wahre Freunde wirklich nur in Krisensituationen
und ganz schlechten Zeiten erkennt.
Wer auch dann noch vorbehaltlos zu einem steht und sich nicht rar macht,
das ist für mich ein Freund....
Und so hat sich bei uns im Letzten Jahr die Summe der alten Freunde auf Null reduziert.
Weil ich mich wirklich nur bei meinem Vater ausheulen konnte, als es meinem Mann so schlecht ging.
Auch zu meinen direkten Nachbarn konnte ich kommen....ansonsten herrschte auf einmal Funkstille.
LG Angel
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Re: Brauchen wir FREUNDE?

Ungelesener Beitrag von rosenresli » So 31. Okt 2010, 10:57

zum thema freunde,
da hab ich ähnliche erfahrungen machen müssen!
eine "gute" freundin, immerhin über 15!!! jahre, hat sich ziemlich am anfang meiner angsterkrankung aus dem staub gemacht! und von deeer hätte ich es nieee gedacht!
bin tag und nacht für sie da gewesen, habe alles liegenlassen, hatte ja eine große familie zu versorgen, sie war einzelperson ohne kind ohne partner, und?
als es mir anfing schlecht zu gehen, als ich nicht mehr iiich war, ließ sie mich fallen und wie!! rigoros!!
tut jetzt zwar nicht mehr soo weh, aber es beschäftigt mich immer wieder mal!

zwei andere freundinnen haben zu mir gehalten! ich will oft ja keinen kontakt, nicht mal richtig telefonisch, was heißt ichwill keinen kontakt, das stimmt so nicht.
ich kann einfach nciht! keiner, der das nicht hat, kann es nachvollziehen.
ich konnte es früher ja selber nicht!
wer hier depressiv ist, weiß wovon ich rede!
aber anstrengend ist das für meine zwei freundinnen, und weil ich das weiß, hab ich ein schlechtes gewissen.


also das sprichwort, freunde in der not----gehen tausend auf ein lot-----das stimmt! und wie das stimmt!

einen wunderschönen sonnigen letzten oktobertag
wünscht euch rosenresli
Zuletzt geändert von rosenresli am So 31. Okt 2010, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.

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