Hallo Susi
Mich beschäftigt gerade die Frage, ob deine Eltern gemeinsam alleine noch im Haushalt leben und wie sie ihren Alltag denn so ganz normal bestreiten, wer sie bisher dabei unterstützt einzukaufen, zu kochen, waschen und putzen, wie die eigene Körperpflege ausgeübt wird etc. .
Gibt es noch weitere Kinder (also Geschwister oder Halbgeschwister von dir) die näher wohnen und nach ihnen schauen könnten, bzw. bei der Betreuung helfen könnten?
So, wie du es schilderst, ist es sicher kein richtungsweisender Zustand, beide Eltern auf sich alleine gestellt zu lassen, zumal dein Vater sich bestimmt auch überfordert sieht/erlebt, denn er wird gewiss schon sein Leben lang auch mit für seine Frau sorgen müssen, durch ihre frühkindliche Behinderung und ihrer Pflegebedürftigkeit, die immerhin bereits eine Pflegestufe 3 gerechtfertigt.
Erhalten sie bereits Unterstützung durch einen ambulanten/sozialen Pflegedienst?
Das wäre zumindest ratsam, diese pflegerische Tätigkeit einzuleiten (falls sie nicht schon im Haus für die Mutter tätig ist) um beiden Elternteilen dadurch Unterstützung zu bieten.
Du als Tochter könntest mit dem HA in Kontakt treten und die häusliche Situation darlegen, die von dir bereits bemerkte und erlebte fortschreitende Demenz deines Vaters ansprechen und die Gefahr, deren deine Mutter durch die Gewalt (Schläge) durch deinen Vater ausgesetzt wird, thematisieren.
Die Festsetzung der Pflegestufe für deinen Vater wird von konkret dargelegten Symptomen und Verhaltenseinschränkungen abhängen, die gutachterlich aber zunächst zusammenzutragen und bemessen werden müssten. Hier könnte die hausärztliche Praxis eine Bestandsaufnahme vornehmen, sofern ihr zuvor die häusliche Situation, die körperlichen und seelischen Unzulänglichkeiten und die krankhaften Züge des Vaters bekannt gemacht werden.
Fraglich wird insgesamt sein, ob man beide Eltern weiterhin gemeinsam und alleine auf sich gestellt lassen kann, oder ob man ggf. zunächst über eine betreute Wohnanlage, damit sie noch im gewissen Rahmen selbständig bleiben können, nachdenken sollte.
Es muss nicht immer sofort das Pflegeheim gewählt werden, wobei man aber bedenken und beobachten sollte, wie rasch sich zuvor die ersten "alterstypischen" Veränderungen entwickelt haben und ob eine Zwischenstufe noch aufwandsmäßig Sinn macht, zwischen zu schalten, bevor der Weg dahin führt, damit eine optimale Unterstützung im Alter gewährleistet ist.
Rein mit einer anerkannten Pflegestufe alleine, wird deinem Vater nicht geholfen sein.
Beide Eltern benötigen für sich und auch gemeinsam Hilfe und Unterstützung.
Vielleicht kommt dann auch dein Vater wieder weg von seinem aktuell aggressivem Verhalten, welches auch aus einer Überforderung seinerseits entstanden sein kann und durch die Demenz sich auch noch unterstützend manifestiert hat.
Mir sind die elterlich umgewandelten Wesenszüge aufgrund von Altersdemenz, mitdeterminierten Depressionen, Phlegmatismus, Aggressionen, Sturheit usw. bekannt und wir fanden Unterstützung, Rat und Hilfe bei unserer gemeinsamen HA-Praxis, die die Veränderungen an den Eltern gleichfalls mit beobachteten.
Aufgrund meiner eigenen, damals bereits schon multiplen gesundheitlichen Störungen (und selber auch frisch operiert), sah ich mich nach zwei Jahren körperlicher und seelischer Kraftanstrengung in der Pflege (trotz zweimal täglich zusätzlich unterstützender pflegerischer Tätigkeit durch die Sozialstation) meinem Schwiegervater nicht mehr gewachsen gegenüber und das daraus resultierende sich verändernde Wesensverhalten meiner Schwiegermutter störte somit ein weiteres Zusammenleben meiner Schwiegereltern miteinander, sodass unser aller HA dafür Sorge trug, für meinen Schwiegervater einen Pflegeplatz zu besorgen.
Obwohl meine Schwiegermutter uns zuvor bedrängte, Schwiegervater doch endlich in ein Pflegeheim zu verlegen, anstatt daheim zu pflegen/pflegen zu lassen, damit sie Entlastung (sie hat bei der wirklichen Pflege immer nur dabei gestanden) und nächtliche Ruhe findet, beschimpfte Sie uns kurze Zeit später übelst, den "Vater" abgeschoben zu haben.
Wir fanden selber seit mehr als zwei Jahren bereits keine Stunde Ruhe, konnten nicht einmal einen kurzen Einkauf oder Spaziergang gemeinsam unternehmen, ohne dass wir beim nach Hause kommen den blanken häuslichen Horror vorfanden (mehrmalige Stürze und Einnässen des Vaters etc.), liefen mehrmals die Woche vom nahen Arbeitsplatz rasch rüber zu ihnen und fanden Schwiegermutter ständig hilflos aufgelöst, gereizt und genervt vor und nun wurde uns von ihr vorgehalten, wir hätten Vater abgeschoben.
Ihre Psyche kam mit der neuen Situation immer weniger klar, nun alleine in der Wohnung zu leben. Ihr war es zu ruhig geworden und sie hatte nun niemanden, den sie ständig herumkommandieren oder verantwortlich machen konnte, sodass sie ihre Launen von nun an an mir ausließ.
Bei ihr schritt bereits die eigene Altersdemenz rasch voran und ich sah mich täglichen Konfrontationen mit ihr ausgesetzt.
Sie klingelte aus fadenscheinigen Gründen, bei etwas Hilfe zu benötigen, halbstündlich bei uns und öffnete ich nicht, so rief und klopfte sie oder benutzte mehrmals hintereinander das Telefon und ließ es durchklingeln.
Außerdem fiel sie plötzlich immer punktgenau dann hin und brach sich dadurch leider auch den ein oder anderen Knochen, wenn wir ihr kurz zuvor mitteilten, dass wir ein paar Tage wegfahren wollten.
Da ich erneut frisch operiert auch meine Ruhe benötigte, diese aber so nicht fand, ereilte mich just bei einem Kontrolltermin bei meiner HÄ ein heftiger Weinkrampf, als mich die HÄ nebenbei nach dem Befinden meiner Schwiegermutter befragte, die mal wieder gefallen war und im KH lag.
Und so outete ich mich ihr gegenüber, dass meine Schwiegermutter uns nicht nur übelst beschimpft und verantwortlich dafür macht, seit Schwiegervater jetzt im Pflegeheim lebt, sondern dass sie mich nun auserkoren hat täglich zu terrorisieren, seitdem ich AU daheim bin und sie mal wieder punktgenau gefallen ist und uns nunmehr schon den zweiten Urlaub hintereinander in zwei Jahren versaut hat, weil wir sie jetzt erneut rundum umsorgen müssen. (Mein Mann ist ein Einzelkind)
Meine HÄ hat daraufhin das Gespräch mit meinem Mann gesucht, da ihr bereits die veränderten Wesenzüge meiner Schwiegermutter auch aufgefallen waren und ihm den Vorschlag unterbreitet, ihr doch einen Platz im betreuten Wohnen zu besorgen, sodass sie im angrenzenden Pflegeheim ihrem Mann wieder näher sein und bei uns somit auch die häusliche Ruhe einkehren könne.
Außerdem nahm sie Kontakt zum KH auf und leitete mit Hilfe der Ärzte eine AHB ein.
In der AHB benahm sie sich dermaßen daneben, sodass man sie vorzeitig entließ.
Unsere HÄ ließ ihre Kontakte spielen und sorgte für einen Kurzzeitpflegeplatz im gleichen Pflegeheim von Schwiegervater.
Während dieser Zeit der Kurzzeitpflegestelle kümmerten wir uns um einen Wohnplatz in der angrenzenden betreuten Wohnanlage und so wechselte sie aus der Kurzzeitpflege, widerwillig zwar, dorthin.
Mehr als zwei Jahre ging es dort so einigermaßen gut mit ihr.
Wir kauften notwendiges für sie ein und die täglichen drei Mahlzeiten wurden ihr vom angrenzenden Pflegeheim in ihre Wohnung gebracht, sodass sie nicht selber kochen musste.
Auch die komplette Wäsche wurde vom Pflegeheim mit aus versorgt und mehrmals täglich kam die angrenzende Sozialstation, um für die Körperpflege zu sorgen und die Medikation zu richten/überwachen (sie war Diabetikerin und musste gespritzt werden)
Ihre Demenz schritt zusehends voran und wir fanden sie eines Tages desorientiert und in einem schlechten AZ vor, sodass wir nach Absprache mit der betreuenden Sozialstation die Wohnung aufgaben und sie in die komplette Pflege überstellten.
Erst dort erhielt sie eine Pflegestufe (sie wurde gleich in II eingestuft) und gleichzeitig wurde sie richterlich begutachtet und mein Mann zu ihrem Betreuer ernannt.
Solange weder mein Schwiegervater noch sie nicht im Pflegeheim untergebracht waren, so lange wurde gutachterlich eine Pflegestufeneinordnung jedesmal von den Behörden abgelehnt.
Selbst meinem Schwiegervater, der wirklich aufgrund seiner Parkinsonerkrankung und seiner Demenz zu Hause von uns und von der Sozialstation betreut und gepflegt wurde, hat man zweimal auf Antrag die Pflegestufe nicht zuerkannt, da er jedesmal just an dem Tag der Begutachtung so gut drauf war, dass er alleine aus dem Bett und vom Sessel aufstehen konnte.
Warum ich das jetzt alles aus unserem Erlebten geschildert habe ist, dass ihr als Kinder dafür sorgen müsst, dass den Eltern eine optimale Versorgung zugestanden wird. Ob sie es aus eigener Kraft heraus können oder wollen ist dabei nicht gefragt.
Es kommt bei vielen älteren Menschen leider irgendwann der Zeitpunkt, dass sie ihren Alltag alleine nicht mehr bestreiten können, nur sie selber bemerken oft nicht, wann der Zeitpunkt da ist.
In deinem geschilderten Fall bedarf es auch noch Schutz für deine Mutter vor deinem Vater zu erwirken, da er nicht mehr Herr über seine gesundheitliche Lage zu sein scheint und auf Grund seiner Gewalttätigkeit deiner Mutter gegenüber Schaden erhebt.
Du solltest sie davor schützen, indem du versuchst in die jetzige unbfriedigende Situation einzugreifen.
Rein mit einer Pflegestufeneinordnung ist es dabei nicht getan.
Kein leichtes Unterfangen, was da an Verantwortung auf dir lastet und zukommt.
Ich hoffe, ich konnte dir anhand unserem Erlebten, und den durch uns eingeschlagenen Weg mit den Schwiegereltern, eine Richtung angeben, wo und wie du Hilfe erhalten kannst.
Bei uns war es die HA-Praxis, die unterstützend und beratend uns zur Seite stand.
Übrigens, Schwiegervater ist seiner Parkinsonerkrankung im Jahr 2010 erlegen und Schwiegermutter lebt zeitweise zwar "in ihrer eigenen Welt" aber seit den Geburten ihrer beiden Urenkel, wieder sehr mobil und interessiert an den Kindern recht zufrieden und nicht mehr uns gegenüber so garstig weiterhin im Pflegeheim.
Wir alle haben profitiert und unseren Frieden mit der Lösung gefunden, auch wenn man selbstredend lieber ein Pflegeheimaufenthalt im Leben vermeiden möchte.
Lieben Gruß und viel Kraft für die Zukunft

agnes