Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

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royan
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Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von royan » Fr 11. Dez 2015, 18:34

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte heute wieder einmal das Vergnügen, als Begleitung einem Gutachtertermin bei einem GA der DRV beiwohnen zu dürfen und wollte Euch mal den Ablauf schildern. :grinser: Da ich den Gutachter aus früheren Zeiten bereits kannte, war mir - leider - schon ungefähr klar, wie das wohl ablaufen wird. :ic_down:

Meine Freundin war ja seit Juli 2014 bis November 2015 krank geschrieben, u.a. wegen Depressionen, Migräne, chronische Schmerzen und hatte ja im September 2015 eine Reha von knapp einer Woche gehabt, die eigentlich voll in die Hose ging. Der Antrag auf EM-Rente wurde ja abgelehnt und die Situation ist jetzt so, dass sie aus dem Widerspruchsverfahren jetzt diesen neurologisch psychiatrischen GA-Termin hatte. Nach der fehlgeschlagenen Reha hat die DRV eine Umeinweisung in eine andere Klinik bewilligt und sie wird nun ab dem 06.01.2016 eine fünfwöchige Reha antreten, bei der sie die nun vierjährige Tochter wieder mitnimmt. Der zehnjährige Bruder bleibt beim Vater.

Nachdem die Krankenkasse ihr den 11.11.2015 als Aussteuerungstermin genannt hat, hat sie eine Wiedereingliederung gemacht und das Arbeiten versucht, mit eher mäßigen Erfolg, weil sie den Gang zur AfA unbedingt vermeiden wollte (gegen meinen Rat). Sie hat dann insgesamt sechs Tage gearbeitet und dann Urlaub genommen (durch viel Alturlaub hat sie nun Urlaub bis zum 04.01.2016).

Zur Vorbereitung auf den heutigen Gutachtertermin haben wir einen Migräne-Kalender, einen Medikamenteneinnahmeplan und analog zu dem Fragebogen zur Vorgeschichte aus dem letzten GA-Termin eine aktuelle Variante für das heutige GA gemacht, mit den Standardfragen. U.a. z.B. Welche Beschwerden beeinträchtigen Sie besonders? Angaben zu Erkrankungen meiner Eltern / Geschwister / Kinder (insbesondere Erbkrankheiten, Veranlagungen, ggf. Todesursache). Schilderung der eigenen Krankengeschichte, Anschriften der behandelnden Ärzte, Angaben zum Arbeitsverhältnis (Arbeitszeit und Arbeitsweise, äußere Einflüsse, Beanspruchung des Bewegungsapparates und de Sinnesorgane), Folgende Arbeiten belasten mich besonders oder kann ich mir noch zutrauen - und natürlich Führerschein und Pkw. :applaus:

Nun also heute war nun der GA-Termin um 13.30 Uhr beim Neurologen/Psychiater direkt im Wohnort meiner Freundin. Ankunft kurz vorher, dann kurz an die Anmeldung, wo die Empfangsdame erst mal anfing, vergeblich die Unterlagen zum GA zu suchen. Dann schickte sie uns ins Wartezimmer und rief quer durch die Praxis: "Hast Du die Unterlagen zu dem GA gesehen? Ich finde sie grad nicht." Die Antwort des Arztes war nicht zu hören (es ist eine Ein-Mann-Praxis). :teufel:

Nach zwanzig Minuten holte der Arzt uns ab. Zuerst lies er sich von meiner Freundin den Ausweis zeigen, damit er auch weiß, wer denn die richtige Frau ist und fing dann an. "Sie kommen ja wegen der Erwerbsminderungsrente. Weswegen sollten sie die denn bekommen?" Sie hat dann versucht zu erzählen, dass sie Depressionen, Rückenschmerzen, Migräne etc. hat und da ging es dann los.

"Rückenschmerzen hat jeder mal, die hab ich auch, da steh ich dann halt mal auf und geh etwas rum, dann geht das schon. Sie bekommen ja Tabletten und die helfen doch, da können sie doch keine Depressionen haben". :confused: Und er meinte, er konnte ja gar keinen aktuellen Befund des Orthopäden finden, da sollte sie doch noch mal hingehen. Aber eigentlich könnte sie doch gar nicht so depressiv sein, selbst wenn sie alle drei Wochen zum Psychiater und jede Woche zur Therapie gehe. :depri: So in dem Tenor ging es dann weiter.

"Wann haben sie denn ihren Arbeitsplatz verloren?" Darauf sie: "Ich hab meinen Arbeitsplatz nicht verloren". Er war überrascht und blätterte wild in der Akte herum, hat aber nicht gefunden, was er gesucht hat. Nächste Frage: "Beschreiben Sie doch mal die Migräne, wenn sie die haben." Das hat sie dann gemacht, dann wollte er wissen, wie oft sie denn so Migräne hätte. Da haben wir ihm dann den Migräne-Kalender gegeben. Dann wollte er bestätigt habe, dass sie alleinerziehend ist und wie alt die Kinder sind.

Das nächste war dann die Frage nach den Medikamenten, da hat er dann den Einnahmeplan bekommen. Dann fragte er nach ihren Hobbies, da wusste sie erst nichts drauf zu sagen, dann legte er ihr quasi in den Mund, "aber sie gehen doch bestimmt gern spazieren. Irgendein Hobby müssen sie doch haben". Das war auch so ein Moment, an dem ich mich extra zurückgehalten habe. :Veraergert: Dann meinte er noch: "Ihren Haushalt machen sie doch, oder?", was sie dann auch bejaht hat.

Dann lies er meine Freundin ihren Schal ablegen und die Schuhe ausziehen und sich auf eine Liege legen. Eine Runde Hämmerchen, um die Reflexe zu prüfen und dann meinte er so für sich, na ja, Taubheitsgefühle haben sie ja nicht. Da hat meine Freundin dann gesagt, doch in den Füßen. Da musste sie dann die Socken ausziehen und er bog ein wenig an den Füßen herum und sagte dann, sie hätte da ja fast so was wie Hammerzehen, da drückt bestimmt der Nerv etwas. Beine noch ein wenig nach oben biegen, dann konnte sie sich wieder anziehen.

Dann war der Spuk schon fast vorbei, da hab ich dann doch was gesagt und zwar zum Thema Haushalt. Ich hab ihm dann erzählt, dass sie eigentlich immer stolz auf ihren Haushalt gewesen ist und alles tip top war und dass jetzt die große Tochter kommt, um beispielsweise das Fensterputzen und andere schwere Aufgaben zu übernehmen. Da war er dann sehr überrascht, dass sie noch eine große Tochter hat (jetzt 26 Jahre alt, studierte Bauingenieurin), ihm fiel dann aber ein, dass er ja irgendwo was über eine Bauingenieurin gelesen hat. :Gruebeln: Zum Schluss hab ich dann noch mitgeteilt, dass sie ja eine Umeinweisung erhalten hat und ab 06.01.2016 wiederum eine fünfwöchige Reha antritt.

Dann waren wir draußen und stellten fest, dass das Ganze nicht mal dreißig Minuten gedauert hat. Vermutlich wird er volle Erwerbsfähigkeit bescheinigen, obwohl er mittendrin gemeint hat, sie solle doch mal über einen Arbeitsplatz mit leichten Tätigkeiten in wechselnder Haltung nachdenken (und sagte gleich danach mehr zu sich selbst: "so einen Arbeitsplatz zu finden, ist ja fast ausgeschlossen").

Viele Grüße an alle :grinser: :applaus:
Royan

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von agnes » Fr 11. Dez 2015, 19:17

Hmm, eine seltsame Begutachtung, in der Tat :Gruebeln:

Wobei ich sagen muss, dass an Untersuchungen bei mir fast auch nicht mehr erfolgt ist, wenn ich ein orthopädisches GA absolvieren musste.

Neuro-orthopädisch fielen die Untersuchungen dann aber doch etwas ausführlicher aus, als nur Reflexeprüfung an den Beinen/Füßen. Oft wurde auch noch mit der Stimmgabel, mit einem Zahnrad, mit Wattestäbchen etc. u.a. die Sensibilität der Haut getestet. Auch NLG oder EMG Untersuchungen fertigte man an.

Auch würde ich mal in einer neuro-orthopädischen Fachklinik knapp 6 Std. lang begutachtet und man fertigte noch eine MRT-Aufnahme an, um dann zu merken, dass mein vorheriger Hinweis auf Artefaktbildung (Platte und Schrauben überlagern das einzusehende Gebiet) bei einem MRT wohl doch nicht so unsinnig war und man ein CT gleich noch daran anschloss (die hatten wohl gerade viel Zeit in der Radiologie). Wenn man bedenkt, dass man in der Regel bei Ärzten um eine solche MRT oder CT Überweisung zu erhalten oft betteln muss, dann war die Klinik hier großzügig darin (ob die DRV das auch gezahlt hat?) zumal ich meine letzten Kontrollaufnahmen nach OP dabei hatte und sie ihnen vorlegte.

Vielleicht wollten sie sich vergewissern, ob ich tatsächlich die Patientin zu den Bildern bin und keine Zwillingsschwester habe, die für mich das Gutachten durchlebt :groehl:

Die orthopädischen Tests/Untersuchungen, als er den Lasegue-Test bei deiner Freundin anwandte (das Bein im Liegen hochheben und verdrehen) hatte deine Freundin ihm gegenüber dabei Beschwerden geäußert und ihm signalisiert, dass ihr das ab einem gewissen Grad/Winkel nicht gut tut und ihr irgendwohin schmerzt/zieht?
Waren alle Reflexe auslösbar?

Zu mehr als die Äußerung, deine Freundin soll sich einen leichten Arbeitsplatz suchen, hat er sich demnach nicht hinreißen lassen.

Mit einem "Hmm" habe ich begonnen und schließe auch damit, denn es ist nach deiner Schilderung wirklich schlecht einschätzbar, wie das Gutachten letztendlich ausfallen wird.

Hoffen, hoffen hoffen und abwarten ... mehr geht wohl zunächst nicht :koepfchen: :umarm: Gruß agnes
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royan
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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von royan » Fr 11. Dez 2015, 20:35

Hallo Agnes,

die Reflexe waren soweit ich das sehen konnte, wohl alle auslösbar. Sie hat beim Lasegue jedenfalls nicht geschrieen, so genau konnte ich das nicht sehen, weil er gequatscht hat und mir die Sicht verdeckte. :confused:

Wie schon geschrieben, gehe ich davon aus, dass er sie für voll erwerbsfähig halten wird. Ich denke aber, das Gute ist, dass ja im Januar direkt die Reha startet und die DRV ihre letztendliche Entscheidung wohl erst nach Abschluss der Reha fällen wird. :Gruebeln:

Viele Grüße
Royan :Bussi:

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von agnes » Fr 11. Dez 2015, 23:09

Hallo royan :smile:

Weißt du, ich versuche gerade abzuwägen, welche Chance ihr noch in der Reha bleiben wird, ob ihr Gesundheits-/Krankheitszustand es hergeben werden kann, die Ärzte dort objektiv zur Einschätzung der eingeschränkten Restleistungsfähigkeit tendenziell zu bewegen.

Wie sich der Gutachter bezüglich ihrer Rückenschmerzen z.B. in einer eher abwertenden verallgemeinerten Art geäußert hat lässt mich vermuten, dass ihm darüber Befunde vorliegen, die demnach nicht unbedingt auf eine sehr schwere Rückenproblematik schließen lässt.

Kennst du den tatsächlichen Befund in seiner Schwere/Tragweite ihrer Beschwerden?
Liegen z.B. dokumentarisch dazu bereits neurologische Auffälligkeiten vor, die mit den Rückenbeschwerden zusammenhängen und die auch ihre Beschwerden damit gleichsam erklärbar machen?

Ich frage mich, warum der GA ihre Beschwerden mit seinen Worten dahingehend niedrig hält, dass jeder mal Rückenschmerzen hat, so auch er.

Anhaltende Rückenbeschwerden aufgrund von krankhaften Veränderungen mit ggf. sogar einem neurologischem Beschwerdebild und mal gelegentlich unter "Rückenschmerzen" leiden, sind nunmal zu unterscheiden und angemessen zu würdigen, vor allem wenn daraus schon ein chronisches zu behandelndes eigenständiges Krankheitsbild mit weitgreifenden Folgen entstanden ist.

Wie ausgeprägt sind ihre Depressionen, wie oft, lang und schwer sind ihre Episoden, ist sie in ambulanter Behandlung, gibt es darüber Aufzeichnungen?

Ebenso ihre Migräne. Gibt es darüber ärztliche Befunde/Dokumentationen über Art, Schwere und Häufigkeit, die aufzeichnen, welcher Leidensdruck damit einhergeht?

Ich ziehe gedanklich Bilanz/Vergleiche zu meinen gutachterlichen und klinischen Erfahrungen, welche sich auch um orthopädische, neurologische, psychologische Krankheitsbilder rankte und deren Schwere und Auswirkung auf meinen beruflichen wie privaten Alltag man zunächst auch immer von Gutachterseite zu schmälern versuchte.

Ein anerkannt chronisches Schmerzsyndrom nach Gerbshagen III gesellte sich selbstverständlich zu meinen multiplen Rückenschäden die mit Nervenbeteiligungen einherging, sodass ich, nach 15 Jahren konservativer Therapie, innerhalb fünf Monate zwei Versteifungs-OPs durchführen lassen musste und mich anschließend neurologische Defizite dahingehend begleiteten, dass ich immobil war und am Rollator lief.

Das alles beeindruckte die Gutachter wenig.
Auch nicht die zurückbleibende Armschwäche in meiner Arbeitshand und die dadurch beruflich eingeschränkte und stark abgesunkene Ausdauer/Belastbarkeit von maximal 1,5 Std. und anschließender Pausenbenötigung mit der Möglichkeit zum Liegen, übersah/-las man geflissentlich.
Ebenso die ärztlichen Dokumentationen und in der AHB klinischen Aufzeichnungen nach Belastungstests über mein Restleistungsvermögen.

Ganz extrem wurde mein tatsächlicher Gesundheitszustand in der "Reha vor Rente" Zwangsreha-Klinik ignoriert und hat mich stattdessen lieber wörtlich als "Rentenjäger" betitelt.

Ok, ich wusste mir zu helfen und konnte das Schlimmste verhindern.
In einem anderen Beitrag hatte ich darüber bereits ausführlich geschrieben.

Meine, vor allem durch die jahrelange Schmerzsituation und dem emotionalen Stress rund um die EMR und dem ständigen Begutachtungsmarathon entstande Depression ignorierte man und das chronische Schmerzsyndrom ... nunja, dagegen bekam ich doch Morphine, also für die Gutachter galt ich als gut medikamentiert eingestellt und somit nicht erwähnenswert.

Verstehst du, was ich meine mit "gedanklich Bilanz/Vergleiche ziehen"?

Über 20 Jahre Dokumentationen reichten bei mir nicht aus, um gutachterlich (an-)zu erkennen, wie sich mein Gesundheitszustand zum Negativen entwickelt hat.

Lediglich der SG-GA rügte alle Vorgutachten und dröselte die Zusammenhänge der Beschwerdebilder auf, um dem SG darzulegen, dass eine EM anzuerkennen und prognostisch auch mit keiner Besserung zu rechnen sei.

Welche Dokumentationen lagen nun dem heutigen GA vor, dass er die Begutachtung in diesem Eiltempo und mit einer so flapsigen Bemerkung über die Rückenbeschwerden vollzog?

Wie ernst hat und konnte er die Beschwerden einschätzen, lagen ihm aussagekräftige Befunde zu den einzelnen Beschwerdebilder vor.

Kann deine Freundin berechtigte Hoffnung darauf hegen, in der Reha-Klinik mit ihren Leiden ernst genommen zu werden, wenn dieser Gutachter es heute demnach nicht so eindeutig tat?

Ich hoffe und wünsche es ihr von Herzen, auch wenn ich meine damalige Begutachtungserfahrungen im Rentenverfahren hiermit noch einmal Revue passieren ließ, da man mich nicht zunächst damit ernst nahm, obwohl es sich (so schrieb es der SG-GA) um schwere Gewebeschäden handelten die eine Chronifizierung der Schmerzen und eine psychische Störung nach sich zog, die unabhängig vom Rentenverfahren einen GdB von 50 nur für die Psyche ausmachten.

Diese gutachterlich nebensächliche Äußerung (da es hierbei um die EMR ging) kam mir für eine Neufestsetzung dann letztendlich auch noch zu Gute und äußerte sich letztendlich in einem Gesamt-GdB 70

Also lieben Gruß an euch und viel Glück für sie bei der Reha, auf dass man sie dort gut behandeln wird! :umarm: agnes
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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Tamara » Fr 11. Dez 2015, 23:39

Hallo!

Mittlerweile habe ich auch den Eindruck, dass auf körperliche Beeinträchtigungen heute nicht mehr so eingegangen wird. Theoretisch kann man ja mit Tabletten alles wieder herstellen. Das sehe ich an meiner nicht vorhandenen Schilddrüse, die für mich einiges verändert hat, aber sicher nicht als Krankheit gilt.

Mein Hausarzt hat mich auch extra darauf hingewiesen den Schwerpunkt auf die Psyche zu legen. Körperlich fühle ich mich im Prinzip fit, den Haushalt bekomme ich aber gar nicht hin mit meiner Depression, da muß mir jemand helfen.

Ich drücke euch die Daumen für die Erwerbsminderungsrente! :pig:

LG Tamara

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von royan » Fr 11. Dez 2015, 23:59

Liebe Agnes,

dieser Gutachter hat sich heute so gezeigt, wie er auch "im richtigen Leben" mit Patienten über Jahre hinweg umgegangen ist, das kannte ich schon aus der Vergangenheit. :teufel: Er macht sich das Leben am liebsten so leicht wie möglich und beschränkt sich liebend gern auf regelmäßige kurze Medikamenten-Verordnungstermine.

Migräne, die sich z.B. während einer Schwangerschaft gebessert hat, gab/gibt es für ihn nicht, Depressionen sind die Lieblingsausrede der Frauen, wenn sie etwas nicht tun wollen, einen Hirntumor, stark sichtbar auf dem CT mit starken neurologischen Ausfällen, hat er nicht sehen wollen und ebenfalls heruntergespielt (in diesem Fall gab es sogar eine Klage vor Gericht). :depri: Das sind so einige Fälle, die ich schon vor vielen Jahren von anderen Patienten mitbekommen habe.

Von daher habe ich von diesem "Gutachter" auch nicht wirklich viel erwartet. Es hat keine zwei Minuten gedauert, da war offensichtlich, dass dieser schlechte Arzt sich die letzten 20 Jahre kein bisschen "verbessert" hat. :Verwirrt:

Die Migräne bei meiner Freundin ist seit 15 Jahren dokumentiert, die starke Verschlechterung ebenfalls, die Rückenproblematik auch bereits mehrere Jahre, die Depressionen ebenso. Auch neurologische Probleme in Zusammenhang sind dokumentiert, die Problematik in der Hand, die sie ebenfalls noch hat, befindet sich in Klärung, d.h. es ist fast schon klar, dass an dieser Stelle operiert werden muss (den letzten Ortho-Termin musste sie wegen der Reha absagen, leider gibt es den nächsten Termin erst im März). Die Depression hat sich in den letzten Jahren so verschlimmert, dass sie nun regelmäßig beim Psychiater vorstellig wird und jede Woche einen Therapietermin bei der Psychologin hat. :Gruebeln:

Die Akte, die er vor sich hatte, ist dick genug, aber aus den Fragen und Kommentaren war deutlich zu merken, dass er diese nur kurz mal "überflogen" hat. In dieser Akte sind alle Dokumente und Befunde, Tagesabläufe und Einschränkungen vorhanden, davon gehe ich aus, die hab ich selbst verfasst und an die DRV geschickt (in wie weit da möglicherweise etwas fehlt, kann ich nicht beurteilten, auf alle Fälle habe ich einen Packen Dokumente hingeschickt). :grinser:

Wenn er wirklich Interesse daran gehabt hätte, ihren Gesundheitszustand einzuschätzen, dann wären entsprechende Unterlagen da gewesen. Aber, so wie schon viele Jahre, ist das nicht das Hauptinteresse dieses "Arztes". Das liegt in der Sicherung seiner persönlichen Freizeitbeschäftigung, dem Reisen, und die Patienten, ganz egal, warum sie diese Praxis frequentieren, dienen nur als Verdienstquelle - getreu dem Grundsatz, mit sowenig Einsatz wie möglich das meiste herausholen. :teufel:

Die Reha-Klinik ist mir ebenfalls persönlich bekannt, auch einige der Ärzte dort und ich denke, sie wird dort sicher besser mit ihren Gesundheitsstörungen aufgenommen, als heute bei diesem "Gutachter". :Gruebeln:

Auf alle Fälle wird sein Gutachten sicher gut für die Klage sein, wenn eine solche wirklich notwendig werden sollte. Die können wir dann an einem Sozialgericht führen, an dem ich mit anderen schon ein paar Mal gewesen bin - und bislang immer erfolgreich. :teufel:

Also bleiben wir schön positiv und hoffen, die Reha wird zur Verbesserung der Situation beitragen - entweder schätzen sie dort ihre Leistungsfähigkeit richtig ein oder sie schaffen es, diese wieder herzustellen. :ic_up:

LG
Royan :Bussi:

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von agnes » Sa 12. Dez 2015, 01:49

Hallo royan

Das liest sich erschreckend, aber irgendwie insgesamt trotzdem negativ wie auch positiv ... prinzipiell kann alles somit geschehen.

Hoffen wir alle mit euch, dass das Ende sich gut entwickeln wird. :ic_up:

Du wirst bestimmt weiter berichten.

Schön, dass du deiner Freundin zur Seite stehst :umarm: Gruß agnes
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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Unwissend » So 13. Dez 2015, 22:38

Hallo Ihr Lieben,

manchmal -beim lesen hier- kommen mir gleichzeitig die Tränen und die Wut zusammen hoch. Echt!

Was interessiert einen kranken Menschen, der beim GA ist, was der GA für Beschwerden hat?! :Veraergert:
:kotzen:

Lasst Euch nicht unterkriegen. Ich drück deiner Freundin beide Daumen, dass dieser Spuk bald ein gutes Ende hat. :smile: :Bussi:

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Evkuda » Mo 14. Dez 2015, 11:52

Hallo ihr Lieben,

genau von solchen Gutachtersituationen hatte ich einen Albtraum.

Ich hatte vor den wahrgenommenen Gutachterterminen nicht geglaubt, wie diese Art und Weise mich belasten könnte. Aber diese zum Teil menschenverachtende Weise hat mich nachhaltig mitgenommen.

Vor zwei Nächten träumte ich, dass ich mich in einem Raum mit ca. 30 - 40 Gutachtern befand. Ich schleppte mich nur so dahin, fast kriechend und sehr erschöpft. Ich kann keine Details im Gespräch mehr benennen, nur noch die Gefühlslage beschreiben. Einige der anwesenden Gutachtern waren dann doch etwas zugewandter, andere sagten hart, was ich noch alles tun muss und leisten muss und könnte, einer der Gutachter war sehr zynisch, abfällig und menschenverachtend im Umgang mit mir. Ich lag vor diesen Gutachtern und fühlte nur eine tiefe Verzweiflung, dass keiner sieht wie es mir geht.

Durch diesen Traum wurde mir sehr bewusst, wie sehr mich diese Gutachtersituationen fertig machten und die Aussicht, vielleicht noch weitere Gutachten bewältigen zu müssen, ist sehr belastend, bzw. führt zu weiteren Krankheitsbeschwerden mit Stresssymtomen.

Manchmal denke ich, was das blos für Menschen sind. Ich hatte drei Gutachter erlebt und keiner war an mir und den Erkrankungen interessiert. Am schlimmsten war das psychiatrische Gutachten. Solch einem Menschen sollte man die Seele offenbaren, der eigentlich deutlich zeigt, wie wenig er den Menschen, sondern nur den Auftrag der DRV sieht? Ich konnte es leider nicht.

Liebe Grüße
Evkuda

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Re: Mal wieder ein DRV Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Perle26 » Do 18. Feb 2016, 01:39

Huhu,

hab mir das gerade mal durchgelesen und bin total geschockt, was man so alles bei diesen Gutachtern erleben kann.

Habe leider am Montag ähnliches erlebt und bin nun am Ausarbeiten meines Erinnerungsprotokolls, damit ich später was in der Hand habe. Dienstag früh habe ich dann die nächste Runde und werde sehen, rechne aber mit der gleichen Vorgehensweise.

Man fühlt sich dort erst richtig krank, wenn man total unpersönlich wie eine Art Nr abgearbeitet wird, unverständlicherweise alle Daten nochmals aufnimmt, obwohl dies alles bereits in der Akte vorhanden ist und ein Vorgutachten auch darin ist, hatte dieser Herr ja akribisch abgearbeitet und dabei immer alles schön durcheinander gewürfelt und am Ende kam diese wundervolle Kurzuntersuchung mit grünen Gummihandschuhen, wo ich mich gleich noch mal wohler gefühlt habe. Zwischendurch Belehrungen was Panikattacken sind und laufend die Frage, ob ich Depressionen habe. Dann die Bemerkung, ich gehörte eigentlich in eine Akutklinik und es ist doch vollkommen wurst, ob teilstationär oder stationär, ist ja sowieso das gleiche.. Ach, sie waren ja schon mal in einer Reha.... dies bejahte ich und meine, aber nur für 3 Tage, da dies in der falschen Einrichtung war. Dort kamen die Patienten gerade von der geschlossenen Abteilung und waren teilweise noch so sehr unter Medikamenten, dass sie nichts mitbekommen haben... Als ich ihm dann erklären wollte, dass mich das total mitgenommen hat und ich dadurch noch mehr runtergezogen wurde, kam dann nur, ach das können sie doch überall erleben, ist doch nicht schlimm. Auch kam die Bemerkung, ich müsste mal wieder in die Röhre.... nachdem wohl was mit diesen Reflexen war und dann immer wieder, man kann doch heute so viel mit MS-Medikamenten und auch Psychopharmaka machen Erzählen konnte ich so gut wie nichts, da er mir ständig ins Wort fiel und rasch die Fragethemen wechselte...

Bin da schon mit großer Angst und starkem Zittern hingefahren, unterwegs kurz so schwindelig, dass ich dachte, ich wechsel mal eben die Position und dann waren wir zu früh und haben erst unten gewartet, da man ja pünktlich, aber nicht zu früh sein sollte. 10 Min. vorher bin ich dann hoch in die Praxis und mein Mann blieb unten, dort dann noch mal über 30 min warten, was für mich in meinem Zustand optimal war. Der GA hat erst mal seinen Patienten in Ruhe behandelt und kam dann irgendwann, um mich zu holen. Gab mir die Hand und stellte sich kurz vor, bot mir sogar ein Glas Wasser an, was ich aber ablehnte, da ich sowas bei hatte. Tja und dann gings los mit der Papierkramerei und Fragestunde, die er dann nach 1 Std. aprubt abbrach,d a draußen schon die nächste Dame für ein GA wartete.

Die ganze Zeit keine Regung nichts..nur einmal ein kurzes Lächeln, als ich meinte, ich kenne seinen Namen von früher aus meinem Beruf. Da war er erstaunt und bestätigte, dass dies möglich wäre und ich habe ihn hoffentlich in guter Erinnerung. Naja, kannte ihn nur vom Papier her, nicht persönlich und jetzt kann ich nur sagen, in guter ERinnerung bleibt er mir nicht.

Bin mal gespannt, ob der orthopädische GA dann auch diese Reflexunstimmigkeit feststellt, die wohl von meiner MS käme, auch die dauerhafte Müdigkeit ist ja normal bei MS, meinte der neuro-GA. Was mich nur irritiert ist die Tatsache, dass der mich gefragt hat, wieso ich da bin und was ich nun erwarten würde, wo doch das erste GA ausgesagt hat, dass ich vollerwerbsunfähig bin, aber eben diese erforderliche Reha wg. Unstimmigkeiten nicht stattfand und die Rente nun quasi auf Eis liegt. Bei dem GA bin ich bestimmt wieder voll fit oder eine ähnliche Gemeinheit.

Was auch noch interessant ist und was ich auf jeden Fall abwarte, ob sowas im Gutachten auftaucht ist folgendes: Er sah an meinem rechten Unterarm, kurz über dem Handgelenk 2 kleine Kratzer (1x 1 cm lang und der andere ca. 0,5 cm) und meinte, ah ist wohl Selbstverletzung. Ich verneinte dies, dass ich nicht wisse, was das ist,vermutlich vom Reissverschluss. Im Nachhinein hab ich dafür immer noch keine Erklärung dafür, da sie aber so dünn waren, sind jetzt fast weg, gehe ich von Kratzern aus, die man sich überall holen kann, wenn man sich bewegt, könnte auch von der Katze gewesen sein. Fand es jedenfalls bissl unter der Gürtellinie, da Selbstverletzungen mit Sicherheit anders ausschauen.

Man sollte wirklich mal solche Erlebnisse zusammenfassen und an die Presse weitergeben, dass man von einem Arzt erwartet, dass der feststellt, was einem fehlt und nicht die Diagnosen selber stellen muss und vor allem, dass man auch erst genommen wird und einem zuhört. Schließlich werden diese GA auch gut bezahlt von der DRV.

Ich wünsche euch alles Gute. LG Perle

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