ich hatte heute das Vergnügen, als Begleitung einem Gutachtertermin bei einem GA der DRV beiwohnen zu dürfen und wollte Euch mal den Ablauf schildern.

Meine Freundin ist seit einem dreiviertel Jahr krank geschrieben, u.a. wegen Depressionen, Migräne, chronische Schmerzen und hat im Dezember auf Anraten ihres Psychiaters einen Reha-Antrag gestellt, für sich unter Mitnahme ihrer dreijährigen Tochter, da sie zu diesem Zeitpunkt schon viel Stress mit ihrem Ehemann hat, der selbst aufgrund mehrerer Erkrankungen berentet und nicht in der Lage, das Kind für die fünfwöchige Dauer zu versorgen. Sie hat auch noch einen 9jährigen Sohn, der während der Schulzeit durch Vater und andere betreut werden könnte.
Die DRV hat zwar eine fünfwöchige Reha genehmigt, aber ohne die Tochter, der Antrag für die Tochter würde nach einigem Hin und Her abgelehnt (die wollten ihr dann erst eine Haushaltshilfe genehmigen, Atteste vom Arzt haben, dass der Vater nicht betreuen kann, was sie auch bekommen haben, dann hat ihnen der Wortlaut nicht zugesagt usw. - Widerspruch wurde eingelegt).


Da sich das Ganze nun aber schon monatelang hinzieht und ihr Gesundheitszustand immer weiter den Bach runter geht, wurde im Mai dann Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt - und schwubs, nun richtig schnell zum GA eingeladen (DRV direkt).

Der Einladung beigefügt war ein Fragebogen zur Vorgeschichte, mit den Standardfragen. U.a. z.B. Welche Beschwerden beeinträchtigen Sie besonders? Angaben zu Erkrankungen meiner Eltern / Geschwister / Kinder (insbesondere Erbkrankheiten, Veranlagungen, ggf. Todesursache). Schilderung der eigenen Krankengeschichte, Anschriften der behandelnden Ärzte, Angaben zum Arbeitsverhältnis (Arbeitszeit und Arbeitsweise, äußere Einflüsse, Beanspruchung des Bewegungsapparates und de Sinnesorgane), Folgende Arbeiten belasten mich besonders oder kann ich mir noch zutrauen - und natürlich Führerschein und Pkw.

Nun also heute war nun der GA-Termin um 09.45 Uhr. Ankunft kurz vorher, dann kurz Anmeldung, Auszahlung der Fahrtkosten und dann ab ins Labor: Wiegen, kleiner Sehtest, Blutdruck messen, fertig. Kurz gewartet, dann kam der Doc und holte meine Freundin ab.

Was mir besonders gefallen hat, er hat gefragt, wer ich bin und dann meine Freundin, ob sie möchte, dass ich mit reinkomme (was sie natürlich bejaht hat).

Erst mal wurde Allgemeines abgefragt, wie alt, wie viel Kinder, wie lange in Deutschland (meine Freundin kommt ursprünglich aus Äthiopien), verheiratet, ob sie Auto/Führerschein hat, wer gefahren ist etc.. Dann hakte er nach, wie es kam, dass ein Reha-Antrag und ein Rentenantrag gestellt wurden und wer das wollte. Das habe ich dann kurz erläutert und gesagt, dass es da einiges an Schriftverkehr gibt und ich nicht weiß, ob ihm das bekannt ist. Da hat er genickt und gesagt, er kennt die Akte (also muss er sie ja doch irgendwo haben).

Dann langes Gespräch über die einzelnen Erkrankungen, seit wann die Beschwerden bestehen und was dagegen unternommen wurde bzw. wie es jetzt ist, Psychiater und seit wann die Psychotherapie läuft etc. Da sie dann in Tränen ausgebrochen ist, hab ich kurz darauf hingewiesen, dass es die letzten Jahre zusätzlich noch besondere Belastungen durch die Stress mit dem Ehemann gab (mittlerweile leben sie getrennt). Sie hat dann über die Belastungen auf der Arbeit gesprochen (sie arbeitet als Produktionshelferin in einer Kosmetikfirme an großen Maschinen, stundenlanges Stehen und schwere Fässer bewegen etc.) und über den Arbeitsunfall, denn sie vor einem Jahr hatte und seitdem sie zusätzlich noch starke Rückenschmerzen hat, die mit Spritzen und Tabletten therapiert werden.
Dann musste sie sich bis auf die Unterwäsche ausziehen und vor den GA stellen. Er ließ sie dann abwechselnd einbeinig stehen, horchte sie mit dem Stethoskop ab und markierte vier Stellen auf dem Rücken. Danach ließ er sie sich vornüber beugen und maß dann den Abstand der Fingerspitzen bis zum Fußboden und den veränderten Abstand seiner Markierungen auf dem Rücken. Dann Arme ausstrecken, Handflächen drehen, Arme hoch, Arme hinter den Kopf, hinter den Rücken. Augen schließen und mit ausgestreckter Fingerspitze die Nase treffen usw.

Dann probierte er die Beweglichkeit jeden Armes selbst aus. Danach sollte sie sich auf die Liege legen, er winkelte erst ein Bein ab, dann das andere, tastete den Bauch ab, strich über Füße und Beine mit den Fingern und nahm dann eine Stimmgabel und testete die Empfindungsfähigkeit von Hand und Beinen. Dann fragte er sie, ob Blutabnehmen problematisch wäre, was sie bejahte, dann sagte er, dass er darauf verzichtet (sie war ja erst vor anderthalb Wochen bei einem der Fachärzte, der auch Blut abgenommen hat - er wollte sich die Werte von diesem Arzt besorgen).

Dann konnte sie sich wieder anziehen und wurde wieder ins Labor geschickt: EKG und Spirometrie (Messung der Lungenfunktion) machen. Das hat dann ungefähr noch mal zehn - fünfzehn Minuten gedauert, dann durften wir sofort wieder zum Arzt rein. Er erklärte dann, dass er erst die Reha befürwortet und sie natürlich die Kinder mitnehmen soll, das würde er so an die DRV weitergeben. Auf meine Nachfrage, ob die Reha dann in der bereits genehmigten Einrichtung statt finden würde, sagte er, dass er diese Einrichtung in seinem GA empfehlen würde.

Dann freundliche Verabschiedung und Ende des GA-Termines nach 1 Stunde und 50 Minuten. Meine Freundin, die die letzten Tage viel Angst vor dem Termin hatte, war danach erst mal richtig fertig, aber auch erleichtert, dass sie es hinter sich hat. Jetzt hoffen wir, dass sie mit den Kids in die Reha fahren kann und mal den Stress etc. der letzten Monate hinter sich lassen kann. Danach wird sich zeigen, wie es gesundheitlich mit ihr weitergeht.
Eigentlich war ich recht angetan vom Ablauf dieses Termines. Das war mit Abstand der beste GA-Termin, den ich bislang erleben durfte (egal ob als Begleitung oder als Betroffene). Jetzt bleibe ich aber schön optimistisch und "freue" mich auf meinen eigenen GA-Termin am kommenden Montag.

Viele Grüße an alle


Royan