Ablauf Gutachtertermin DRV

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royan
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Ablauf Gutachtertermin DRV

Ungelesener Beitrag von royan » Mi 10. Jun 2015, 17:16

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte heute das Vergnügen, als Begleitung einem Gutachtertermin bei einem GA der DRV beiwohnen zu dürfen und wollte Euch mal den Ablauf schildern. :grinser:

Meine Freundin ist seit einem dreiviertel Jahr krank geschrieben, u.a. wegen Depressionen, Migräne, chronische Schmerzen und hat im Dezember auf Anraten ihres Psychiaters einen Reha-Antrag gestellt, für sich unter Mitnahme ihrer dreijährigen Tochter, da sie zu diesem Zeitpunkt schon viel Stress mit ihrem Ehemann hat, der selbst aufgrund mehrerer Erkrankungen berentet und nicht in der Lage, das Kind für die fünfwöchige Dauer zu versorgen. Sie hat auch noch einen 9jährigen Sohn, der während der Schulzeit durch Vater und andere betreut werden könnte.

Die DRV hat zwar eine fünfwöchige Reha genehmigt, aber ohne die Tochter, der Antrag für die Tochter würde nach einigem Hin und Her abgelehnt (die wollten ihr dann erst eine Haushaltshilfe genehmigen, Atteste vom Arzt haben, dass der Vater nicht betreuen kann, was sie auch bekommen haben, dann hat ihnen der Wortlaut nicht zugesagt usw. - Widerspruch wurde eingelegt). :confused: :Gruebeln:

Da sich das Ganze nun aber schon monatelang hinzieht und ihr Gesundheitszustand immer weiter den Bach runter geht, wurde im Mai dann Antrag auf Erwerbsminderungsrente gestellt - und schwubs, nun richtig schnell zum GA eingeladen (DRV direkt). :ic_up:

Der Einladung beigefügt war ein Fragebogen zur Vorgeschichte, mit den Standardfragen. U.a. z.B. Welche Beschwerden beeinträchtigen Sie besonders? Angaben zu Erkrankungen meiner Eltern / Geschwister / Kinder (insbesondere Erbkrankheiten, Veranlagungen, ggf. Todesursache). Schilderung der eigenen Krankengeschichte, Anschriften der behandelnden Ärzte, Angaben zum Arbeitsverhältnis (Arbeitszeit und Arbeitsweise, äußere Einflüsse, Beanspruchung des Bewegungsapparates und de Sinnesorgane), Folgende Arbeiten belasten mich besonders oder kann ich mir noch zutrauen - und natürlich Führerschein und Pkw. :applaus:

Nun also heute war nun der GA-Termin um 09.45 Uhr. Ankunft kurz vorher, dann kurz Anmeldung, Auszahlung der Fahrtkosten und dann ab ins Labor: Wiegen, kleiner Sehtest, Blutdruck messen, fertig. Kurz gewartet, dann kam der Doc und holte meine Freundin ab. :Bussi:

Was mir besonders gefallen hat, er hat gefragt, wer ich bin und dann meine Freundin, ob sie möchte, dass ich mit reinkomme (was sie natürlich bejaht hat). :ic_up: Auf dem Tisch lag ein Zettel mit einigen handschriftlichen Notizen, oben drauf ihr Name. Akte oder Beauftragung war nicht zu sehen. Die mitgebrachten Unterlagen (Fragebogen, Befunde der Ärzte, die der DRV noch nicht vorliegen) wurden sofort gesichtet und zum Kopieren bereit gelegt, dann ging es los. Ich habe mich extra zurückgehalten und nur einige wenige Male etwas gesagt, es ist ja schließlich nicht meine Begutachtung gewesen.

Erst mal wurde Allgemeines abgefragt, wie alt, wie viel Kinder, wie lange in Deutschland (meine Freundin kommt ursprünglich aus Äthiopien), verheiratet, ob sie Auto/Führerschein hat, wer gefahren ist etc.. Dann hakte er nach, wie es kam, dass ein Reha-Antrag und ein Rentenantrag gestellt wurden und wer das wollte. Das habe ich dann kurz erläutert und gesagt, dass es da einiges an Schriftverkehr gibt und ich nicht weiß, ob ihm das bekannt ist. Da hat er genickt und gesagt, er kennt die Akte (also muss er sie ja doch irgendwo haben). :applaus:

Dann langes Gespräch über die einzelnen Erkrankungen, seit wann die Beschwerden bestehen und was dagegen unternommen wurde bzw. wie es jetzt ist, Psychiater und seit wann die Psychotherapie läuft etc. Da sie dann in Tränen ausgebrochen ist, hab ich kurz darauf hingewiesen, dass es die letzten Jahre zusätzlich noch besondere Belastungen durch die Stress mit dem Ehemann gab (mittlerweile leben sie getrennt). Sie hat dann über die Belastungen auf der Arbeit gesprochen (sie arbeitet als Produktionshelferin in einer Kosmetikfirme an großen Maschinen, stundenlanges Stehen und schwere Fässer bewegen etc.) und über den Arbeitsunfall, denn sie vor einem Jahr hatte und seitdem sie zusätzlich noch starke Rückenschmerzen hat, die mit Spritzen und Tabletten therapiert werden.

Dann musste sie sich bis auf die Unterwäsche ausziehen und vor den GA stellen. Er ließ sie dann abwechselnd einbeinig stehen, horchte sie mit dem Stethoskop ab und markierte vier Stellen auf dem Rücken. Danach ließ er sie sich vornüber beugen und maß dann den Abstand der Fingerspitzen bis zum Fußboden und den veränderten Abstand seiner Markierungen auf dem Rücken. Dann Arme ausstrecken, Handflächen drehen, Arme hoch, Arme hinter den Kopf, hinter den Rücken. Augen schließen und mit ausgestreckter Fingerspitze die Nase treffen usw. :grinser:

Dann probierte er die Beweglichkeit jeden Armes selbst aus. Danach sollte sie sich auf die Liege legen, er winkelte erst ein Bein ab, dann das andere, tastete den Bauch ab, strich über Füße und Beine mit den Fingern und nahm dann eine Stimmgabel und testete die Empfindungsfähigkeit von Hand und Beinen. Dann fragte er sie, ob Blutabnehmen problematisch wäre, was sie bejahte, dann sagte er, dass er darauf verzichtet (sie war ja erst vor anderthalb Wochen bei einem der Fachärzte, der auch Blut abgenommen hat - er wollte sich die Werte von diesem Arzt besorgen). :jaa:

Dann konnte sie sich wieder anziehen und wurde wieder ins Labor geschickt: EKG und Spirometrie (Messung der Lungenfunktion) machen. Das hat dann ungefähr noch mal zehn - fünfzehn Minuten gedauert, dann durften wir sofort wieder zum Arzt rein. Er erklärte dann, dass er erst die Reha befürwortet und sie natürlich die Kinder mitnehmen soll, das würde er so an die DRV weitergeben. Auf meine Nachfrage, ob die Reha dann in der bereits genehmigten Einrichtung statt finden würde, sagte er, dass er diese Einrichtung in seinem GA empfehlen würde. :grinser:

Dann freundliche Verabschiedung und Ende des GA-Termines nach 1 Stunde und 50 Minuten. Meine Freundin, die die letzten Tage viel Angst vor dem Termin hatte, war danach erst mal richtig fertig, aber auch erleichtert, dass sie es hinter sich hat. Jetzt hoffen wir, dass sie mit den Kids in die Reha fahren kann und mal den Stress etc. der letzten Monate hinter sich lassen kann. Danach wird sich zeigen, wie es gesundheitlich mit ihr weitergeht.

Eigentlich war ich recht angetan vom Ablauf dieses Termines. Das war mit Abstand der beste GA-Termin, den ich bislang erleben durfte (egal ob als Begleitung oder als Betroffene). Jetzt bleibe ich aber schön optimistisch und "freue" mich auf meinen eigenen GA-Termin am kommenden Montag. :teufel:

Viele Grüße an alle :grinser: :applaus:
Royan

royan
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Re: Ablauf Gutachtertermin DRV - GA liegt endlich vor

Ungelesener Beitrag von royan » Mo 12. Okt 2015, 19:52

Hallo zusammen,

heute nun haben wir endlich nach mehreren Anforderungen das GA der DRV von dem beschriebenen Termin "in die Finger" gekriegt :Yeah: , welches letztendlich zur Ablehnung der EM-Rente geführt hat :nein: (wir hatten ja alle Unterlagen, die zur Ablehnung geführt haben, angefordert - das GA ist das einzige, was kam). Dies vermutlich, weil unter Beurteilung des zeitlichen Umfangs 6 Stunden und mehr angekreuzt ist.

Unter der Sozialmedizinischen Leistungsbeurteilung (Rente) heißt es dort:

5.1 Positives Leistungsbild
körperliche Arbeitsschwere: leichte, zeitweise mittelschwere Arbeiten
Arbeitshaltung: überwiegend im Stehen, Gehen, Sitzen
Arbeitsorganisation: Tagesschicht

5.2 Negatives Leistungsbild
Einschränkungen beziehen sich auf:
geistige und psychische Belastbarkeit (zu beachten sind insbesondere Konzentration-/Reaktionsvermögen, Umstellungs-, Anpassungsvermögen, Verantwortung für Personen und Maschinen, Publikumsverkehr, Überwachung, Steuerung komplexer Arbeitsvorgänge)

Bewegungs- und Haltungsapparat (zu beachten sind insbesondere Gebrauchsfähigkeit der Hände, häufiges Bücken, Ersteigen von Treppen, Leitern und Gerüsten, Heben, Tragen und Bewegen von Lasten, Gang- und Standsicherheit, Zwangshaltungen)

Gefährdungs- und Belastungsfaktoren (zu beachten sind insbesondere Nässe, Zugluft, extrem schwankende Temperaturen, inhalative Belastungen, Allergene, Lärm, Erschütterungen, Vibrationen, Tätigkeiten mit erhöhter Unfallgefahr, häufig wechselnde Arbeitszeiten)

5.3 Beschreibung des Leistungsbildes
Körperlich leichte, zeitweise mittelschwere Arbeiten. Ohne Nachtschicht, ohne Wechselschicht, ohne besonderen Zeitdruck, ohne besondere Anforderungen an die nervliche Belastung. Ohne einseitige Körperhaltung. Ohne häufiges Bücken, Heben und Tragen über 12 kg. Ohne Einwirkung von Kälte, Nässe, Zugluft und Schmutz, ohne Einwirkung von Staub, Gas, Dampf und Rauch.

5.4 Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem eine Tätigkeit entsprechend dem positiven und negativen Leistungsbild ausgeübt werden kann: 6 Stunden und mehr

Sie arbeitet als Produktionshelferin in einem Betrieb, welcher Kosmetikprodukte herstellt, also Puder, Lippenstift etc. an wechselnden Maschinen in Hallen, die nicht nur extrem laut, sondern im Sommer auch extrem heiß sind, die Fertigung findet im Akkord statt. Durch die Schwerbehinderung hat sie zumindest die Wechselschicht wegbekommen und zum Schluss ausschließlich im Tagdienst gearbeitet. Nach dieser Beurteilung muss sie eigentlich sich einen anderen Job suchen, den sie aber aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation niemals bekommen wird. :Verwirrt:

Sie war und ist ja nach wie vor arbeitsunfähig und wir müssen jetzt - nach Erhalt dieses GA - endlich die Begründung des Widerspruchs wegen der EM-Rente machen. :ic_up:

5.5 Die getroffenen Feststellungen gelten seit 07.07.2014 (1. Tag der Langzeit-AU); Eine Besserung ist nicht unwahrscheinlich, ein voraussichtlicher Termin kann jedoch nicht genannt werden.

5.6 Gesundheitsschäden / Leistungsminderung (vermutlich) verursacht durch Arbeitsunfall, Berufskrankheit, Wehrdienstbeschädigung, Fremdverschulden - kein Kreuz

5.7 Werden Rehabilitationsleistungen zur Besserung einer erheblich gefährdeten oder geminderten Leistungsfähigkeit vorgeschlagen?
Leistungen zur medizinischen Rehabiliation: ja
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben: nein

Besagte Reha hat sie ja am 10.09.2015 angetreten und musste erfolglos am 16.09.2015 abgebrochen werden. Angeblich prüft die DRV derzeit immer noch eine mögliche Umeinweisung in eine andere Einrichtung.

Unter Punkt 1.5 heißt es: Läuft gegenwärtig ein Antrag auf Teilhabe?
ja, Antrag auf Das bereits bewilligte Heilverfahren wurde zunächst wegen des Rentenantrages storniert. Antrag auf EM-Rente vom 05.03.2015.

In der Epikrise heißt es dann:

"Insgesamt ist Frau xy unter Berücksichtigung aller Leiden grundsätzlich vollschichtig leistungsfähig für körperlich leichte bis mittelschwere Arbeiten mit Funktionseinschränkungen. Das beschriebene Leistungsvermögen besteht seit dem 07.07.2014, dem Beginn der letzten AU.

Aufgrund der depressiven Episode besteht jedoch eine erhebliche Gefährdung der Erwerbsfähigkeit. Ein stationäres psychosomatisches Heilverfahren ist daher sinnvoll und erfolgversprechend, die Gefährdung der Erwerbsfähigkeit abzuwenden und ein Absinken der Erwerbsfähigkeit auf unter 6 Stunden zu vermeiden."

Die Ablehnung der EM-Rente begründet sich also einzig und allein auf dieses GA, Abfragen etc. bei den Ärzten hat es keine gegeben. Die Reha wurde abgebrochen und sie wurde von der Einrichtung als arbeitsunfähig entlassen. Den Reha-Bericht haben wir seit Freitag auch vorliegen, die dortige Einschätzung liegt ebenfalls bei vollschichtig einsetzbar für 6 Stunden und mehr, allerdings sind die wenigen Tage auch nicht wirklich aussagefähig hierzu.

Da sie am 11.11.2015 ausgesteuert wird, waren wir heute bei der Arbeitsagentur (ich hab ihr das sehr nahegelegt, weil sie eigentlich da nicht hinwollte und sich eher wieder auf die Arbeit quälen wollte - aber das wäre das ganz falsche Signal) und haben einen Antrag auf AlgI nach § 145 geholt (dort steht Arbeitslosmeldung zum 12.10.2015 mit Wirkung zum 12.11.2015). Termin für die Begutachtung durch den MDK und Antragsabgabe gab es gleich oben drauf am 04.11.2015. :confused:

Bis dahin hat sich die DRV hoffentlich bezüglich dieser Umeinweisung entschieden und wir wissen, was weiter passiert. Die Widerspruchsbegründung soll bis 30.10.2015 vorliegen, wird aber diese Woche fertig gemacht. :jaa:

Ratschläge werden gern angenommen.

Viele Grüße
Royan :Bussi:

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