Mein Gutachtertermin

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Poldibär
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Mein Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Poldibär » Do 11. Apr 2013, 18:35

Gutachtertermin 10.04.2013
12:00 Uhr bis 12:45 Uhr


Wie vorab schon mitgeteilt, habe ich meinen Tabel. Lebenslauf und die Medikamentenliste abgegeben.
Die sehr freundliche Arzthelferin machte sich noch Notizen wann ich die Medis einnehme und fragte ob ich krank geschrieben bin und ob eine Schwerbehinderung und wieviel % vorliegen würde.

Der Arzt hat mich von seinem Zimmer aus reingerufen, er stand wie ein Soldat stramm im Zimmer und hat mich mürrisch aufgefordert die Tür zu schließen und mich hinzusetzen.

Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und würdigte mich keines einzigen Blickes und begann gleich im Kommandoton mich mit seinen Fragen zu bombadieren.
Name, Alter, seit wann ich krank bin, warum ich krank bin, wann die Wiedereingliederung war.
Fragen zu Eltern, Alter, Krankheiten, Geschwister, Krankheiten der Eltern und Geschwister. Ich sollte meine Mutter und dann den Vater beschreiben.

Ich war so eingeschüchtert und konnte die ganze Zeit nur unter Tränen antworten.
Er wurde sehr barsch und meinte ich solle mich gefälligst zusammenreisen, sonst wird das hier nichts. Was mich gleich noch mehr zum Weinen brachte.

Ich hab mir einen „Spickzettel“ vorbereitet, den ich auch der Arzthelferin zusammen mit dem Lebenslauf abgegeben habe.
Diesen Spickzettel wollte ich zu Hilfe nehmen, da mein Kopf so leer und hohl war und ich vor lauter weinen kaum antworten konnte
Er hat mir das jedoch untersagt, da ich mich gefälligst erinnern sollte, lauter sprechen solle und nicht ständig das Taschentuch vor den Mund nehmen sollte.

Ich bat darum, meinem Mann hereinholen zu dürfen, was jedoch auch strickt abgelehnt wurde.
Mittlerweile war ich so durch den Wind, dass ich nicht einmal mehr wusste wie alt mein Mann und meine Schwester sind.

Er hat seinen Fragebogen stur abgearbeitet und hat solch eine eisige Kälte ausgestrahlt, dass ich Angst hatte und mich fühlte wie ein Massenmörder beim Verhör.

An einige Fragen kann ich mich noch erinnern

Wenn eine Fee käme und ich hätte 3 Wünsche frei.
Ich wünschte mir Unsichtbar zu sein, wieder glücklich zu sein und dass ich mein Leben wieder bekomme.

Was meine Hobbys sind?
Tanzen und dass ich meinen Mann beim Tanzen kennengelernt habe, aber seit Beginn meiner Krankheit nie mehr tanzen war.
Seine Antwort: mich interessiert nicht was sie früher gemacht haben, sondern jetzt für Hobbys haben.
Ich sagte, dass ich keine Hobbys mehr habe, da ich nicht mehr raus gehe und auch keine sozialen Kontakte habe.

Wer den Haushalt macht?
Mein Mann mit Hilfe einer Putzfrau. Und dafür schäme ich mich, dass fremde Leute für mich sauber machen.

Was ich den ganzen Tag mache.
Ich mache nichts, wenn ich mich zu etwas aufraffe, geht es schief.

Was meine Beeinträchtigungen sind.
Motivationslos, keine Konzentration, Schwindelanfälle,
dann wurde ich von ihm unterbrochen.

Irgendwann - für mich gefühlte Stunden später - schickte er mich ins Wartezimmer zurück, ich solle warten, er macht noch die körperliche Untersuchung.

Da mir meine Taschentücher ausgegangen sind, ging ich zur Arzthelferin und bat um welche, mein Mann kam mir "zur Hilfe" und wollte mit zur körperlichen Untersuchung. Er wurde vom Arzt barsch zurückgewiesen, er solle ins Wartezimmer, "wir machen hier keine Show" oder so ähnlich hat er sich ausgedrückt.

Ich war nur noch ein Häufchen Elend.........
Abschließend meinte der Gutachter noch ich solle mir dringend wieder einen Psychiater suchen eine Psychotherapie würde mir nicht ausreichen.
Toll was soll ich mit der Aussage anfangen.

Heute hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin und hab ihr vom dem Gutachtertermin berichtet. Sie war entsetzt, meinte jedoch abschließend, dass es für mich eigentlich gut laufen müsste und sie mit einer Bewilligung rechnet. Wenn ich vor lauter Weinen kaum antworten konnte, sei das ja ein eindeutiges Indiz dass ich nicht arbeitsfähig bin.


Abschließend kann ich nur sagen, dass ich solch eine Behandlung wie ich sie bei diesem Gutachter erleben musste, nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde.
Das war so erniedrigend und Angsteinflößend, irgendwie unbeschreiblich mir fehlen die richtigen Worte dafür.

Gerne würde ich mich bei der Ärztekammer oder der DRV für diese Behandlung beschweren. Das ist kein Arzt den man auf psychisch Kranke loslassen sollte.

Liebe Grüße und ich hoffe Euch bleibt so etwas erspart

Poldi

Cirillo
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Re: Mein Gutachtertermin

Ungelesener Beitrag von Cirillo » Do 11. Apr 2013, 20:18

Liebe Poldi :koepfchen:

Dein Bericht über diesen GA-Termin lässt bei mir wieder seeeehr unangenehme Erinnerungen aufsteigen....

Dir ist es anscheinend ganz ähnlich ergangen, wie mir letztes Jahr.
Ich hatte auch so einen eiskalten, überheblichen :kotzen: brocken...

Ich war danach wochenlang vollkommen durch den Wind, und habe bis heute die Umgangsweise meines Gutachters nicht verwunden!
Hab auch viel geheult und wußte nicht mal mehr wie mein Sohn heißt! ( So sehr hat mich dieser Idiot niedergemacht.)

Aber im Endeffekt befürwortete genau dieser Kotzbrocken meine befristete EMR!

Versuche jetzt erst einmal Dich zu beruhigen, erhol Dich so gut es geht von diesem Termin.
Dann schreib Dir bitte die nächste Zeit ein Gedächtnisprotokoll.
Womöglich brauchst Du das noch!

Ich hoffe für Dich, das Deine Hausärztin Recht behält, und Du Deine Rente befürwortet bekommst!! :ic_up: :ic_up:

Liebe Grüße
Cirillo :winke:

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