Um die Hintergründe für Interessierte aufzuzeigen (seht mir bitte meine Verlinkschwäche nach *winkzudoppeloma*):
Zitat aus cfs-Forum:
Das unwürdige Spiel, das hierzulande auf dem Rücken schwerstkranken ME/CFS-Erkrankten ausgetragen wird, muss in der Tat endlich ein Ende finden.
Im Zuge eines Gerichtsverfahrens gegen meine Krankenversicherung bin ich u.A. auf genau jene Missstände gestoßen, die von weiteren Unterstützer hier bereits geäußert wurden. Sie sorgen bis heute dafür, dass schwerkranken Menschen mit ME/CFS die ihnen de facto zustehende und dringend notwendige Hilfe versagt bleibt.
Begonnen hat das ganze Dilemma bereits in den frühen 1990er Jahren:
Medizinisch notwendige Neuro-Immundiagnostik bzw. entsprechende Immuntherapien wurden damals -das wissen viele gar nicht! - noch großteils von den Krankenkassen erstattet.
Bis dies auf ominöse Weise plötzlich durch "Gutachter" (eingesetzt wurden vornehmlich Psychiater) rapide gestoppt wurde. Und der Patient fortan vor die zynische Wahl gestellt wurde: Entweder selbst bezahlen - oder schwerst chronisch krank bleiben.
Offensichtlich war die Versorgung von ME/CFS-Kranken einigen Ärztefunktionären aus Profitgründen ein Dorn im Auge. Anders ist das folgende, interne Schreiben der Ärztekammer Nordrhein wohl kaum zu deuten: Klick [
http://arnold-hilgers.com/wp/wp-content ... A4ften.pdf]
Doch Franz Müntefering (seines Zeichens damals NRW-Gesundheitsminister) wollte diesen unhaltbaren - und für Patienten wie Immunologen fatalen Zuständen - jedoch unbedingt Einhalt gebieten. Er bestellte also sämtliche Gesundheitsbehörden (inklusive Vertreter der Kassen, des MDK und der Ärztekammer) in sein Ministerium nach Düsseldorf um abzuklären, warum dem Patienten urplötzlich keine Immuntherapien mehr erstattet werden.
Mit allen oben angesprochenen Behörden (!) wurde zunächst vereinbart, dass neutrale Gutachter mit Fachgebiet Immunologie verbindlich und im Auftrag des Ministeriums darüber entscheiden sollten, ob Immuntherapien bei ME/CFS medizinisch notwendig, wissenschaftlich und indiziert sind. Anschließend sollten die entsprechenden Behörden die Ergebnisse der Gutachten umsetzen.
Als Gutachter bestellt werden sollten: Prof. Rüdiger v. Baehr, Prof. Krüger (Uni Köln) und Prof. Opelz (Uni Heidelberg). Allesamt universitäre Fachleute auf dem Gebiet der Immunologie.
Alle Gutachten bestätigten erwartungsgemäß die dringende medizinische Notwendigkeit neuro-immunologischer Diagnostik und Therapie beim Krankheitsbild ME/CFS!
Die original Ministeriumsprotokolle und die fertigen Gutachten sind hier einsehbar:
Gutachten Prof. von Baehr [
http://arnold-hilgers.com/wp/wp-content ... ilgers.pdf]
Original Ministeriumsschreiben [
http://arnold-hilgers.com/wp/wp-content ... igkeit.pdf]
Gutachten Prof. Opelz [
http://arnold-hilgers.com/wp/wp-content ... -baehr.pdf]
Wohlgemerkt: Wir sprechen vom Jahr 1995!
Was dann geschah, ist schier unglaublich.
Trotz mehrfacher Mahnung des Ministeriums wurden diese - eigentlich verbindlichen! - Beschlüsse und Gutachten (die sinngemäß bedeutet hätten: medizinsche (immunologische) Versorgung von ME/CFS-Patienten auf Kasse) - niemals von den entsprechenden Behörden (Ärztekammer, MDK, Kassen) umgesetzt. Bis heute - 2013!
Stattdessen wurde ME/CFS in Deutschland immer mehr zur "psychosozialen Störung" stilisiert. Eine "Befindlichkeitsstörung", die mit Verhaltenstherapie und Training behandelt werden soll. Bis heute mit fatalen Folgen für die Betroffenen.
Und zudem wider besseres Wissen. Internationale Kriterien, wie etwa die klare WHO-Einordnung (ME/CFS als neuro-immunologische Erkrankung G 93.3), werden unter dem Deckmantel der Selbstverwaltung einfach mal eben "wegignoriert". Ebenso die internationale Forschung, die mehr und mehr die in Deutschland seit über 20 Jahren bekannten Erkenntnisse zu den neuro-immunologischen Hintergründen von ME/CFS bestätigt.
Zitatende"
Stellt euch mal vor: Da produziert mein Körper über Jahre/Jahrzehnte immer weniger Energie aufgrund einer neuro-immunologischen Erkrankung und ich bekomme, anstatt die Ursache zu behandeln, Aufputschmittel vom Psychiater verordnet, die absolut kontraindiziert sind und quasi Körperverletzung per Doping darstellen!!! Das ist quasi Vollgasfahren mit angezogener Handbremse und fast leerer Batterie.
Grüße von Janne
PS: Und die ICD-10-GM, die nach dem SGB V in der BRD vorgeschriebene Diagnosenklassifikation, finden bei Ärzten, Krankenkassen, Rentenversicherung bezüglich ME/CFS, MCS und Fibromyalgie-Syndrom keine Anwendung - mit allen hässlichen Auswirkungen für die Erkrankten.