
Also... ich kann nur von mir ausgehen, Vrori empfindet das schon wieder anders als ich mit dem Schmerz (was die Müdigkeit angeht, hat sie mich ja bestätigt).
Sagen wir mal, wenns mir gutgeht, fühle ich an 5 von 7 Tagen einen Permanentschmerz im Rücken. Entweder in Brust- oder Lebenwirbelhöhe kontraktieren meine Rückenmuskeln pau-sen-los-und-e-gal-was-ich-tue.
Das kann mal leicht sein, so dass es mich gar nicht wirklich stört, weil ich bins ja gewöhnt. Ich kann das dann "ausblenden". Es kann aber auch mal tageweise schlimmer sein, dass ich ächze und stöhne, man könnte meinen, da kommt ein altes Ömchen um die Ecke, aber nee, ich bins

Dazu kommen, das ist phänomenal, ohne Witz, so kleine Schmerzattacken dazu -gut, das das eben so war- sei es im Arm, im Knie, in der Schläfe oder so, wie kleine Explosionen fühlt sich das an, ein paar Sekunden bis halbe Minute in der Regel, ab und zu auch mehrmals wiederholt und genauso plötzlich wieder weg. Die lenken dann vom Permanantschmerz ab, ich fühl dann nur die Attacke. Wenn die nachlässt/unterbricht, schaltets Hirn um auf Permanent und umgekehrt. Wenns nicht so wehtut, dass ich aufjaule, bin ich beinahe fasziniert -.-
Mein Schmerztherapeut hat mir erklärt, dass diese Schmerzen prinzipiell keine "Gefahr" für den Körper darstellen und normalerweise auch nicht gespürt werden. Krass gesagt, müsste sonst jedem Schüler vom Sitzen der A**** wehtun. Ist aber nicht so, weils nicht so sein soll. Mein Gehirn signalisiert aber ständig Gefahr im Verzug und schlägt Alarm, weil meine Nerven ständig überreizt sind, deswegen ist der Schmerz immer da und ich habe auch diese Attacken, die auch normal-unnormal sind, weil sie sind bei jedem so, aber werden nicht wahrgenommen - das Gehirn schlägt da keinen Alarm, weil es darin keine Gefahr erkennt.
Das hat zur Folge, dass auch Schmerzen, die "legitim" sind, viel stärker empfunden werden. Seit meinem 13. Lebensjahr sterbe ich an ca. 9 von 12 Monaten 1000 Tode, wenn ich meine Tage bekomme.
Irgendwelche schmerzhaften Erkrankungen wie eine Nasennebenhöhlen-Entzündung oder diese bereits erwähnte Gürtelrose -aaarrrgh, ich werde sie NIE NIE NIE vergessen- sind absoluter Horror!
Was ich als Kind schon so oft hatte, ist ein "steifes Genick", kennst du das? Anhaltender Muskelkrampf, der einfach nicht nachlässt, sauwehtut und nix geht mehr. Das habe ich auch schon in der Schulter oder sonstwo gehabt, dass ich nicht mal aufrecht gehen konnte. Hatte deswegen schon 3x den Notarzt im Haus. Einmal kam ich kaum zur Tür, um aufzumachen, der Doc wollte schon wieder gehen^^
Beim letzten Mal hab ich schon am Telefon Bescheid gesagt, dass er bloß warten soll und ohne Spritze braucht er erst gar nicht kommen

Beim Türaufmachen hab ich gleich gefragt: Spritze dabei? Doc: Ja aber sicher! Da hättest du mal sehen sollen wie schnell ich die Hose runterziehen konnte: Dann mal rein damit!! *pruuuuuust*
Dann bekam ich eine ordentliche Portion Tramal... AUWEIA!! Nie wieder... aber damals hatte ich ja auch kein Schmerzmittel im Haus außer paar laschen Ibuprofen, mir hat ja niemand was Gescheites gegeben.
Allerdings gehe ich mit Schmerzmitteln sparsam um. Wie gesagt, sowas wie Tramal oder Tilidin vertrage ich nicht. Obwohl, ich hatte auf Tramal-Tropfen "nur" Übelkeit, die Spritze hat mich weggehauen.
Die Tilidin-Tropfen kamen an die Tramal-Spritze ganz gut ran am Samstag, ich hatte wohl ne Spur zuviel, hätte nur 5 nehmen sollen. Mir war schlecht, lag auf der Couch, war out-of-order.

Eine 75ml-Flasche Novalgin hält bei mir fast ein Jahr. Was anderes nehme ich gar nicht, das ist mein Eins-gegen-alles-Mittel. Ibus dauern mir viel zu lange, bis sie wirken, Diclophenac macht mich müde. Ein Zäpfchen und ich schlafe wie ein Baby. Tabletten verursachen mir Übelkeit.
Mein Freund versteht das gar nicht mit den Schmerzen und dem Zusammenhang mit der Müdigkeit und der Umnebelung. Ich habe ihn dazu gebracht, ins Fitness-Studio zu gehen, damit er mal was für sich tut. Neulich kam er heim und sagte: Was tut mir heute der A**** weh! Ich darauf: Dann ist mal ein Stellungswechsel fällig...!!
Er:


Die permanenten Schmerzen - sind ja in der Regel nur Muskelkontrationen, mehr nicht- machen müde. Das Gehirn macht den ganzen Tag: Alarm!! Alarm!! Alarm!! und kommt mit der Informationsverarbeitung (Schmerz --> Reiz --> Information) nicht nach. Sprich: Es ist völlig überfordert (Reizüberflutung). Diese Situation ist der eines ADHS-Betroffenen sehr ähnlich. Die Fibro ist eine Reizfilterschwäche des Gehirns in Bezug auf Schmerzreize. Wichtige und unwichtige Schmerzreize kann es nicht (mehr) voneinander unterscheiden -daher der Permanentschmerz- und funkt deswegen unentwegst SOS. Erschwerend hinzu kommt das "Schmerzgedächtnis", das sich starke Schmerzerlebnisse speichert und im Falle eines "legitimen" Erschmerzerlebens viel stärkere Signale sendet. Daher der Zusammenhang mit Traumata. Das ist jetzt nur eine Vermutung von mir, die aber der Sache ziemlich nahe kommt, denke ich. Ein traumatisches Erlebnis, das will ja keiner haben. Sei es ein einziges schlimmes oder etwas, das längere Zeit andauert, egal, es ist auf jeden Fall Stress PUR! fürs Gehirn. Das verankert sich natürlich, frisst sich rein. So überfordert, wie das Gehirn ist, empfinden wir Stress, sind dünnhäutig, reizbar, übernervös. Dann kommt ein dermaßen starker Reiz wie der legitime Schmerz dazu und -TILT!- der Schmerz wird zum traumatischen Erlebnis, d. h. was wehtut, will man nicht haben: Schmerz-Aktion --> selbe Situation wie die, als sich das Trauma festgefressen hat --> was du nicht willst, das man dir tu, das füge ich dir trotzdem zu --> Reaktion: es tut weh, und zwar böse!!
Was ich jetzt vergessen habe, zu erwähnen, ist, dass die Permanantschmerzen einerseits müde machen, als Reaktion auf den Dauerstress, dieser wiederum einen vom Schlafen abhält. Wie kreisende Gedanken, wenn man sich Sorgen macht und deswegen nicht einschlafen kann. Voll paradox, aber ich finds irgendwo logisch. Das Gehirn kann nicht abschalten. Und das macht sich auch im Schlaf bemerkbar. Entweder es kommt keine Tiefschlafphase zustande oder erst sehr spät, deswegen pennt man da lang und viel, ist aber trotzdem nicht ausgeruht. Von Tag zu tag müder, kaputter, bis der Gong kommt und ich für meinen Teil bin dann komatös am Pennen, höre kein Telefon, keine Klingel, gar nichts. Dann geht das Ganze wieder von vorne los.
Daher auch kein Wunder, dass Konzentration zum Fremdwort wird -ich kenn das gar nicht ohne Hyperfokus- und ja, da schließt sich immer wieder ein böser Teufelskreis.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel... und ist einigermaßen nachvollziehbar

LG, Tanja